17 Jahre UN-Behindertenrechtskonvention: Träger fordern mehr Inklusion in Österreichs Kindergärten

28. Okt. 2025

Zum Jahrestag der UN-Behindertenrechtskonvention mahnt eine österreichweite Trägerinitiative verbindliche Standards und mehr Ressourcen für inklusive Elementarpädagogik ein.

Die Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention am 26. Oktober 2008 verpflichtet Österreich, ein inklusives Bildungssystem zu gewährleisten. Zum 17. Jahrestag zieht die Initiative „AUFTRAG. BILDUNG. Trägerinitiative Kinderbetreuung“ eine ernüchternde Bilanz: In der Elementarpädagogik bleibe Inklusion hinter den Ansprüchen zurück. Die bundesweite Allianz aus Kinderfreunden, Caritas, dem Bundesverband Österreichischer Elternverwalteter Kindergruppen, der Diakonie Österreich, dem Hilfswerk und der St.-Nikolaus-Stiftung fordert deshalb rasche politische Schritte, damit Kinder mit Behinderungen von Anfang an gleichberechtigte Chancen erhalten, so die Mitteilung. „Inklusion und Teilhabe sind Grundwerte unserer Gesellschaft. Jedes Kind hat das Recht, von Anfang an gefördert zu werden. Bildung darf kein Privileg sein – sie ist ein Recht für alle.“, so die Initiative.

Besonders deutlich zeigen sich die Defizite laut Initiative in den Ballungsräumen: Allein in Wien warten derzeit 1’500 Kinder mit Behinderungen auf einen geeigneten Kindergartenplatz. Häufig bleibe selbst das verpflichtende Kindergartenjahr verwehrt, weil Plätze und Ressourcen fehlen. Trägerorganisationen könnten trotz Expertise und Bereitschaft nicht ausreichend ausbauen, wenn Personal, Finanzierung und Förderinstrumente nicht mitwachsen. Für die betroffenen Kinder bedeute dies verpasste Entwicklungs- und Bildungschancen und erschwerte gesellschaftliche Teilhabe; für Eltern – oftmals alleinerziehende Mütter – führe der Ausschluss zu Einschränkungen bei der Erwerbstätigkeit und damit zu ökonomischen Belastungen, heisst es weiter. „Wir können nicht auf der einen Seite den Fachkräftemangel beklagen und gleichzeitig den Kindern mit Behinderungen von Anfang an Chancen auf Bildung, Teilhabe und Selbstbestimmung verwehren – und dazu ihre Eltern vom Arbeitsmarkt fernhalten. Das geht sich nicht aus“, betont die Trägerinitiative.

Um das Recht auf Bildung wirksam umzusetzen, verlangt die Initiative bundesweite Mindestqualitätsstandards für inklusive Elementarpädagogik. Dazu zählen ausreichend qualifiziertes Personal, passende Gruppengrössen und verlässliche Fördermöglichkeiten. Voraussetzung sei jedoch ein gesicherter Platz für jedes Kind. Dafür brauche es ein klares Bekenntnis der Bundesregierung und eine nachhaltige Finanzierung durch Bund, Länder und Gemeinden. Zugleich fordert die Trägerinitiative eine systematische Datenerhebung, um das System evidenzbasiert zu steuern und Fehlentwicklungen früh zu korrigieren. „„Es braucht ein klares Bekenntnis aller Ebenen, zu mehr Evidenz in der Steuerung und zu einer nachhaltigen Finanzierung. Nur so kann das Recht auf Bildung für alle Kinder in Österreich Realität werden”, so die Initiative weiter.

Die beteiligten Organisationen – mit ihrem Praxiswissen aus ganz Österreich – bieten an, ihre Erfahrung in eine bundesweite Inklusionsstrategie einzubringen. Als geeigneten Rahmen nennt die Initiative die nächste 15a-Vereinbarung Elementarpädagogik. Ziel sei es, Inklusion von Anfang an mitzudenken und Bedingungen zu schaffen, die Kindern und Eltern echte Teilhabe ermöglichen. Der abschliessende Appell lautet: „Inklusion gelingt nur gemeinsam – durch politische Verantwortung, pädagogisches Engagement und die Bereitschaft, jedes Kind mitzudenken.“