844 000 Erwachsene in der Schweiz haben Mühe mit Lesen, Rechnen und Problemlösen

24. Okt. 2025

Jede und jeder Sechste in der Schweiz weist laut BFS geringe Grundkompetenzen auf – mit Folgen für Job, Einkommen, Gesundheit und gesellschaftliche Teilhabe.

Die eidgenössische Statistikbehörde meldet einen markanten Befund: 15 Prozent der ständigen Wohnbevölkerung zwischen 16 und 65 Jahren – rund 844 000 Personen – weisen geringe Kompetenzen in den Bereichen Lesen, Alltagsmathematik und adaptives Problemlösen auf. Das zeige der neue Bericht des Bundesamts für Statistik (BFS) auf Basis der OECD-Studie PIAAC, «844 000 Erwachsene in der Schweiz haben Mühe im Lesen, Rechnen und Problemlösen», heisst es in der Mitteilung. Die vertiefende Publikation des BFS ordnet die Lebenslagen dieser Gruppe und deren Alltagsrealität ein.

Gemäss Mitteilung sind Menschen mit geringen Kompetenzen seltener erwerbstätig (71 % gegenüber 83 % in der Gesamtbevölkerung) und über 80 % von ihnen finden sich in den beiden untersten Einkommensquintilen wieder. «Erwerbstätige Personen mit geringen Kompetenzen verrichten häufiger körperliche Tätigkeiten […] und verfügen über weniger Autonomie in ihrer beruflichen Tätigkeit», so das BFS. Der Bericht präzisiert, dass 66 % dieser Personen täglich längere körperliche Arbeit leisten und 71 % Präzisionsarbeiten mit Händen oder Fingern ausführen; zugleich können 39 % ihre Arbeitszeiten überhaupt nicht flexibel bestimmen – deutlich häufiger als der Durchschnitt.

Auch beim Wohlbefinden zeigen sich Unterschiede. «Die meisten Menschen in der Schweiz (86 %) sind mit ihrem Leben allgemein sehr zufrieden. Bei Personen mit geringen Kompetenzen sinkt dieser Anteil auf 75 %.» Zudem schätzen Erstere ihren Gesundheitszustand seltener als sehr gut ein (38 % vs. 55 %). Der Bericht verknüpft geringere Kompetenzen zudem mit weniger Vertrauen in Mitmenschen (33 % vs. 47 %), weniger freiwilligem Engagement (19 % vs. 37 %) und geringerer politischer Mitsprache (33 % vs. 51 %).

Die Gruppe ist heterogen, unterscheidet sich aber in einigen Merkmalen von der Gesamtbevölkerung: Das BFS nennt ein höheres Durchschnittsalter (56–65-Jährige sind übervertreten) und einen tieferen Bildungsstand (46 % ohne Abschluss Sek II). «Geringe Kompetenzen nicht nur bei Fremdsprachigen», betont das Amt: 38 % der Betroffenen gaben eine Landessprache als Hauptsprache an; bei 62 % dürfte die Testsprache als Fremdsprache die Ergebnisse teilweise beeinflusst haben.

Bei der Weiterbildung zeigt sich eine klare Lücke: «In der Gesamtbevölkerung liegt der Anteil mit einer Weiterbildung in den letzten fünf Jahren bei 61 %, bei Personen mit geringen Kompetenzen bei nur 33 %.» Häufigerer Teilnahmegrund in dieser Gruppe sei, «um […] Berufs- und Karrierechancen zu verbessern» (33 % vs. 21 %). Die Langfassung des BFS berichtet zudem, dass Menschen mit geringen Kompetenzen seltener Lese-, Rechen- und Digitalkompetenzen im Alltag und am Arbeitsplatz einsetzen – ein Muster, das die Lücke eher verstärke.