Aargau: Diakonie ist entscheidendes Standbein der Kirche

Aargau: Diakonie ist entscheidendes Standbein der Kirche

Die Reformierte Kirche Aargau hat ihr Diakoniekonzept vorgelegt. Es hilft Kirchgemeinden, ihre diakonischen Angebote systematisch zu erfassen und strategische Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Durch die Arbeit mit dem Konzept wird Diakonie in den Kirchgemeinden thematisiert und gestärkt.

„Diakonie ist ein entscheidendes Standbein der Kirche und soll entsprechend gelebt und wahrgenommen werden“, so Beat Maurer, Ausschussvorsitzender der Diakonie Schweiz und Kirchenrat für Diakonie der Reformierten Kirche Aargau.

Mit dem nun vorgelegten Rahmenkonzept Diakonie wolle man der Diakonie zu ihrem Stellenwert verhelfen und dafür sorgen, dass sie Thema in der Kichgemeinde und der Kirchenpflege ist. Dazu wurde neben dem Diakoniekonzept auch ein Kirchgemeindekonzept für die Umsetzung vor Ort entwickelt.

Diakonie aktiviert, berät und befähigt Einzelne und Gruppen, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und es mitzugestalten, so das Konzept zu den Zielen der Diakonie. Damit sollen deren Lebensqualität und Entwicklung gefördert und eine Beitrag zum sozialen Zusammenhalt geleistet werden.

Diakonie unterstützt und fördert Menschen bei der Teilhabe an der Gesellschaft und Gemeinschaft, heisst es im Rahmenkonzept. Das soziale Zusammenleben sei Grundanliegen. Mitmenschlichkeit, Barmherzigkeit, soziale Verantwortung, Solidarität und Sicherheit seien dabei unverzichtbare Wesensmerkmale: „Um diese Werte geht es, wenn die Kirche diakonisch handelt.“

Diakonie handelt im Dienst von Menschen, indem deren physische, psychische, soziale, kulturelle und spirituelle Bedürfnisse anerkannt und befriedigt werden, und die Würde und der Wert jeder einzelnen Person Anerkennung und Schutz finden, so heisst es im Konzept weiter. Ressourcen und Ziele der Menschen stünden im Zentrum.

Diakonie handele politisch und fordere von Kirche, Staat und Gesellschaft, dass sie sich an den Menschenrechten orientierten und diese anwendeten. Die Arbeit der Sozialdiakoninnen und Sozialdiakone anerkenne die Soziale Arbeit als Referenzwissenschaft, indem sie sich ihrer Methoden, Theorien und Modelle bediene und sich auf den Berufskodex „Soziale Arbeit“ beziehe.

Unterstützte Personen, so das Konzept weiter, müssten als Fachleute für ihr eigenes Leben ernst genommen werden. Sie würden gefördert und gefordert, wie es ihrer Situation und ihren Ressourcen angemessen sei. Sie erhielten Unterstützung so kurz wie möglich und so lange wie nötig.

Handlungsfelder der Diakonie könnten soziale und gesellschaftliche Fragestellungen in jedem Lebensalter betreffen. Sie unterscheiden sich, so das Aargauer Konzept, lokal und verändern sich mit der Zeit. Die Kernthemen der diakonischen Handlungsfelder sind demnach Gesundheit und Wohlergehen, Existenz und Arbeit, Zugehörigkeit und Teilhabe, verschiedene Lebensalter und Diakonie weltweit.

In der Reformierten Landeskirche Aargau werden Sozialdiakoninnen und Sozialdiakone ordiniert und von der Kirchgemeinde gewählt. Sie gehören zu den ordinierten Diensten und zur Partnerschaftlichen Gemeindeleitung. Sie begründen ihre Arbeit sozial-fachlich und kirchlich-theologisch, aufbauend auf den eidgenössisch anerkannten Beruf „Gemeindeanimation HF“ gemäss der von der Diakonie Schweiz vorgegebenen doppelten Qualifikation.

Das Diakoniekonzept der Reformierten Kirche Aargau soll in jeder Kirchgemeinde im «Kirchgemeindekonzept Diakonie» konkretisiert werden, so das Konzept weiter. Die Kirchgemeinden geben ihrer Diakonie dadurch ein Profil. Sie definieren ihre Schwerpunkte und Kernthemen in den diakonischen Handlungsfeldern. Diese sollen unterstützen bei der Angebotserfassung, der Planung, der Evaluation und der Weiterentwicklung des diakonischen Handelns der Kirchgemeinde.

Diakonie, so fasst das Konzept zusammen, sieht soziale Nöte dieser Welt und versucht, unterstützend tätig zu sein. Sie ist interkonfessionell und interreligiös und überschreitet dadurch Grenzen. Diakonisches Handeln ist begründet im christlichen Glauben, hat diesen aber nicht zum Zweck, so das Papier weiter.

In den Kirchgemeinden soll ein Diakoniekonzept entwickelt werden, das ihrer Situation und ihren Bedürfnissen entspricht und ihre Angebote in den diakonischen Handlungsfeldern aufzeigt. Die Entwicklung des Kirchgemeindekonzepts Diakonie wird als Prozess in vier Schritten hin zu einem diakonischen Fussabdruck, wie es im Konzept genannt wird.

Die diakonisch handelnde Kirchgemeinde vertrete eine Kultur der Wertschätzung und sei offen und achtsam gegenüber jeder Person und ihrer Würde, heisst es im Kirchgemeindekonzept dazu. Sie zeige Ungerechtigkeiten auf und setze sich dagegen ein, nehme benachteiligte Menschen wahr, begleite und unterstütze sie, und gewinnt Freiwillige.

Jede Kirchenpflege soll definieren, wie sie Diakonie im Sinne der Kirchenordnung in der Praxis umsetzt. Mindestens einmal pro Legislaturperiode sollten die Angebote im Bereich Diakonie überprüft und an Entwicklungen in der Gesellschaft und der Kirchgemeinde angepasst werden.