Anpassungsindex 2025: Grosse Finanzierungslücke bei Klimaanpassung – schwächste Länder gehen leer aus

22. Okt. 2025

Die deutsche Organisation Brot für die Welt warnt: 90 Prozent der Staaten im Globalen Süden erhalten deutlich zu wenig Mittel für die Klimaanpassung. Besonders betroffen sind LDCs und viele afrikanische Länder.

Brot für die Welt hat in Berlin den Anpassungsindex 2025 (Climate Adaptation Finance Index – CAFI) veröffentlicht. Zum dritten Mal in Folge erfasst der Index die Verteilung internationaler Anpassungsfinanzierung für 129 Staaten des Globalen Südens im Verhältnis zu Klimarisiken und Bevölkerungsgrösse. Die Befunde seien «alarmierend»: 90 Prozent der Länder erhalten gemäss Mitteilung deutlich zu wenig Mittel. Besonders unterfinanziert sind Länder mit sehr hohem Klimarisiko, niedrigem Einkommen und hoher Staatsfragilität. Als stark betroffene Staaten nennt die deutsche Organisation Afghanistan, Tschad, Südsudan, Somalia, Niger, Mali und Jemen.

Der Index vergleicht zudem drei besonders vulnerable Ländergruppen. Während kleine Inselentwicklungsländer (SIDS) eine immerhin moderate Finanzierung erreichen, bleiben die am wenigsten entwickelten Länder (LDCs) extrem, die afrikanischen Staaten schwer unterfinanziert. «Die Finanzierungslücke ist bekannt und wird bewusst in Kauf genommen», so die Mitteilung mit Verweis auf einen Bruch internationaler Zusagen. Wörtlich heisst es: «Das stellt einen Bruch des Versprechens aus dem Pariser Klimaabkommen dar, die Schwächsten zu priorisieren. Die Unterfinanzierung verschärft bestehende Ungleichheiten und gefährdet die am meisten betroffenen Gemeinschaften.»

Deutschland zählt zu den grössten bilateralen Gebern im Bereich Klimaanpassung. Der Anpassungsindex weise Deutschlands Beiträge im internationalen Vergleich als etwas stärker risikogerecht verteilt aus. Zugleich wachse die globale Finanzierungslücke, seit sich die USA weitgehend aus der Klimafinanzierung zurückgezogen haben. Besonders hart treffe dies mehrere afrikanische Länder, darunter Nigeria, Uganda und die Demokratische Republik Kongo, die durch den Politikwechsel erhebliche Mittel verlieren. In Eswatini und Jamaika machten US-Gelder zuvor mehr als die Hälfte der Anpassungsfinanzierung aus, so die Mitteilung.

Ein weiteres Defizit betrifft die Geschlechterperspektive. Geschlechtergerechtigkeit sei eine Voraussetzung für wirksame Anpassung; einige Klimafonds berücksichtigen mittlerweile unterschiedliche Bedürfnisse von Frauen und Männern in Vorhaben. Dennoch zahlen lediglich 5 Prozent der eingesetzten Mittel ausdrücklich auf das Ziel ein, zu mehr Geschlechtergerechtigkeit beizutragen. Brot für die Welt fordert, die im Pariser Abkommen festgeschriebene Priorisierung der verletzlichsten Gruppen endlich konsequent umzusetzen und die Finanzierungslücke zu schliessen.

Die Veröffentlichung des Anpassungsindex 2025 unterstreicht damit die anhaltende Diskrepanz zwischen den steigenden Klimarisiken und der Verfügbarkeit von Mitteln für Resilienz und Vorsorge in besonders gefährdeten Staaten. Für Deutschland, dessen Mittel risikogerechter verteilt sind, ergibt sich nach Einschätzung der Organisation die Aufgabe, die globale Lücke – gerade vor dem Hintergrund veränderter geopolitischer Prioritäten – mit zu adressieren und die Wirksamkeit der Gelder im Sinne der am stärksten betroffenen Gemeinschaften weiter zu erhöhen.