Gemäss der neuesten Erhebung des Bundesamts für Statistik (BFS) zur wirtschaftlichen und sozialen Situation der Bevölkerung lag die Armutsquote im Jahr 2023 unverändert bei 8,1 Prozent. Damit waren rund 708’000 Personen in der Schweiz von Einkommensarmut betroffen. Trotz des hohen Lebensstandards im europäischen Vergleich zeigen die Daten, dass zahlreiche Haushalte mit finanziellen Schwierigkeiten kämpfen. Besonders häufig betroffen sind Personen in Einelternhaushalten, Menschen ohne weiterführende Ausbildung sowie solche, die keiner Erwerbsarbeit nachgehen. Unter den Erwerbstätigen lag die Armutsquote bei 4,4 Prozent – ein leichter Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren, jedoch statistisch nicht signifikant.
Die Armutsgrenze, basierend auf den Richtlinien der Konferenz für Sozialhilfe (SKOS), betrug im Jahr 2023 durchschnittlich 2315 Franken für eine Einzelperson und 4051 Franken für eine Familie mit zwei Kindern. Aufgrund der Teuerung und steigender Wohnkosten lag sie höher als in den Vorjahren. Auffällig ist, dass rund 10 Prozent der Bevölkerung angaben, Schwierigkeiten zu haben, bis zum Monatsende finanziell über die Runden zu kommen. Zudem litten 5,5 Prozent der Befragten unter materieller und sozialer Deprivation – das heisst, sie konnten sich wichtige Güter, Dienstleistungen oder soziale Aktivitäten nicht leisten.
Die häufigste Form dieser Deprivation war die Unfähigkeit, eine unerwartete Ausgabe von 2500 Franken zu stemmen. Ausserdem lebten über 11 Prozent in Haushalten, die keine Möglichkeit hatten, abgenutzte Möbel zu ersetzen. Besonders stark betroffen waren Personen mit tiefer Bildung, Alleinerziehende und ausländische Staatsangehörige. Auch der Anteil der Personen mit mindestens zwei Zahlungsrückständen, etwa bei Steuern oder Krankenkassenprämien, stieg nach einem Rückgang während der Pandemie wieder auf 6,3 Prozent – fast auf Vorkrisenniveau.
Obwohl viele Haushalte unter Druck stehen, bleibt die Schweiz im europäischen Vergleich ein Land mit hohem Lebensstandard. Nur Luxemburg, Norwegen und Österreich wiesen 2023 ein höheres medianes verfügbares Einkommen auf. Das BFS hebt hervor, dass die Einkommenslage über das ganze Kalenderjahr betrachtet wurde, wodurch kurzfristige Schwankungen ausgeglichen werden. Dennoch zeigt die Erhebung, dass Armut und soziale Ausgrenzung trotz allgemeinem Wohlstand reale Herausforderungen bleiben.