Mit den Unterschieden und Gemeinsamkeiten zwischen den Generationen beschäftigte sich laut Bericht die Diakoniekonferenz der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn in der Kirchgemeinde Paulus in Bern zum Thema “Kirche im Spiegel der Gesellschaft”.
Eine aktuelle Studie in Form eines Generationenbarometers zeige dabei mögliche Ansätze für die Sozialdiakonie. Seitens der Berner Synodalratspräsidentin Judith Pörksen Roder habe zudem eine Umfrage ergeben, dass die Sozialdiakonie am meisten Aufwand im Bereich der Jugend- und Altersarbeit betreibe.
Die Zufriedenheit in der Bevölkerung über 35 Jahren ist gestiegen, geht aus der Studie hervor. Bei den jüngeren Befragten hat die Zufriedenheit dagegen weiter abgenommen. Gerade die Generation Z blicke besonders pessimistisch in die Zukunft und fühle sich zunehmend in der Arbeitswelt diskriminiert.
So sei von den 18 bis 25-Jährigen mehr als die Hälfte der Meinung, dass es in der Schweiz einen Graben zwischen den Generationen gebe, so die Studie weiter. Ein Grund für diese neue Unzufriedenheit dürfte sein, dass sich die Jungen insbesondere in der Arbeitswelt stärker benachteiligt fühlten. Auch fühlten sich die Jüngeren nicht ausreichend verstanden oder wahrgenommen, so die Studie weiter. So scheine den älteren Generationen die geringe Lebenszufriedenheit und die fehlenden Zukunftsperspektiven der jüngeren Generation nicht wirklich bewusst zu sein.
Obwohl der Ruhestand noch in weiter Ferne liegt, sprechen für junge Befragte deutlich mehr Gründe gegen eine Arbeit über das Rentenalter hinaus, so die Studie. Sie seien verstärkt der Meinung, dass sie sich im Alter etwas anderem widmen möchten und dass man im Leben bereits genug arbeite. Es scheine, als würde Arbeit bei jüngeren Generationen einen anderen Stellenwert einnehmen als bei älteren.
Nicht nur das Abflauen der Covid-19-Pandemie, sondern auch die steigenden Lebenshaltungskosten aufgrund der Inflation und der Energiekrise dürften dazu beitragen, dass gesellschaftliche Bruchlinien wieder deutlicher zutage treten, so die Studie weiter. Der Graben zwischen Arm und Reich in der Schweiz werde von den Befragten auch als deutlich grösser eingeschätzt als im europäischen Vergleich.
77 Prozent der Befragten sind laut Studie schliesslich der Meinung, dass das Einfühlungsvermögen in der Gesellschaft eher abnehme als zunehme. Die Fähigkeit, sich in andere einfühlen zu können, bilde allerdings eine wichtige Grundlage für den Zusammenhalt– sei dies nun auf der persönlichen Ebene oder in der Gesellschaft als Ganzes. Es sind gemäss Studie die Jüngeren, die einen leicht optimistischeren Blick auf diese Entwicklung haben, obwohl sie den Zusammenhalt in der Schweiz sonst eher negativer einschätzen.
Während insgesamt ein Rückgang des Einfühlungsvermögens registriert werde, werde einzelnen Gruppen mehr Einfühlungsvermögen nachgesagt als anderen. Frauen gelten laut Studie mit Abstand als die einfühlsamste Bevölkerungsgruppe, am wenigsten Empathie wird demnach den Reichen nachgesagt. Den Befragten selbst fehle es bisher vor allem an Einfühlungsvermögen und Verständnis aus dem Umfeld, wenn sie eine Sinnkrise oder eine psychische Krankheit durchlebten.
Die Metadaten, welche eine alternde Gesellschaft erkennen liessen, stünden fest, wird Gastredner Till Grünewald vom Berner Generationenhaus zitiert. Spannend werde es aber, wenn man den Einfluss dieses Strukturwandels untersuche. Zwischen den augenscheinlichen Differenzen unter den Generationen stecke auch Homogenität über alle Altersgruppen hinweg, so Grünewald laut Bericht zur Studie.
Das Ziel eines erfolgreichen Generationenmanagements sei nicht die Aufhebung dieser Differenzen, sondern ein partizipatives und auf dem Konsentprinzip gestütztes Zusammenleben und -arbeiten. Aus Generationenunterschieden solle Kraft gewonnen werden. Das erfordere Energie und Transformation. Kleine Schritte seien besser als Stillstand, so Grünewald.
Im Anschluss seien die Teilnehmenden der Frage nachgegangen, wie die Sozialdiakonie die neuen Einsichten in den kirchlichen Alltag implementieren könne, so der Bericht weiter. So könne die Sozialarbeit der Diakonie beispielsweise helfen, Generationsstereotype abzubauen und Menschen verschiedenen Alters zu vernetzen. Befristete Projekte könnten die Hemmschwelle für Freiwilligenarbeit reduzieren, lautete laut Berich eine weitere Erkenntnis.