Bewohner bedrohter Insel verklagen Schweizer Zementkonzern

2. Feb 2023

Vier Bewohnerinnen und Bewohner der vom Untergang bedrohten indonesischen Insel Pari ziehen gegen den Schweizer Zementkonzern Holcim vor Gericht. Sie verlangen Entschädigung für erlittene Klimaschäden.

Erstmals muss sich ein Schweizer Unternehmen für seine Rolle beim Klimawandel vor Gericht verantworten, so das Hilfswerk der Evangelischen Kirche Schweiz HEKS in einer Medienmitteilung. Der Weltmarktführer der Zementbranche tue zu wenig, um seine Emissionen zu senken, und er habe zu spät damit begonnen.

Im letzten Jahr hatten vier Bewohnerinnen und Bewohner der vom Untergang bedrohten indonesischen Insel Pari ein Schlichtungsgesuch in Zug, dem Hauptsitz von Holcim, eingereicht. Doch habe der Konzern keine Bereitschaft erkennen lassen, auf ihre Anliegen einzutreten, so die Mitteilung. Folglich sei Klage eingereicht worden. Eine Studie belege, dass die Schäden auf Pari tatsächlich durch die Klimaerwärmung verursacht worden seien.

Die Klägerinnen und Kläger fordern eine anteilsmässige Entschädigung für die erlittenen Klimaschäden und die finanzielle Beteiligung Holcims an Flutschutzmassnahmen. Zudem verlangen sie laut Mitteilung, dass Holcim seine CO2-Emissionen im Verlgeich zu 2019 bis 2030 um 43 und bis 2040 um 69 Prozent reduziert. Dies wäre im Einklang mit dem Ziel des Pariser Klimaabkommens, die Erderwärmung auf 1.5 Grad zu beschränken.

Holcim ist laut Mitteilung der weltweit führende Hersteller von Zement, dem Grundstoff von Beton, und einer der 50 grössten CO2-Emittenten unter allen Unternehmen weltweit. Bei der Produktion von Zement würden riesige Mengen CO2 freigesetzt.

Gemäss einer Studie habe der Schweizer Konzern von 1950 bis 2021 über sieben Milliarden Tonnen CO2 ausgestossen. Das seien 0.42 Prozent aller globalen industriellen CO2 -Emissionen seit dem Jahr 1750. Oder mehr als doppelt so viel, wie die gesamte Schweiz im gleichen Zeitraum verursacht habe. Damit trage Holcim massgebliche Mitverantwortung für die Klimakrise und für die Situation auf der Insel Pari.

Zudem genügten auch die aktuellen Klimaziele von Holcim nicht, um das im Pariser Klimaabkommen vereinbarte Ziel zu erreichen.