Am Ende des zweiten Jahres der Corona-Pandemie zeigten sich die Auswirkungen der Krise immer deutlicher, so Caritas Schweiz in einer Medienmitteilung. Nie sei sichtbarer geworden als jetzt, dass es eine schwerwiegende Sicherungslücke für alle diejenigen gebe, deren Einkommen etwas über der Armutsgrenze liege.
So lebten neben den 735´000 Armutsbetroffenen weitere 600´000 Menschen wenig beachtet von der Öffentlichkeit knapp über dem Existenzminimum in prekären Verhältnissen. Für aktuelle und künftige Krisen seien sie unzureichend gewappnet. Die am wenigsten Verdienenden seien von der Krise am stärksten betroffen, die Ungleichheit in der Schweiz wachse, so die Mitteilung.
In einem Appell an Wirtschaft und Politik fordert Caritas Schweiz entschlossenes Handeln. Es brauche würdige Arbeit mit existenzsichernden Löhnen und weniger prekären Arbeitsmodellen, gleiche Bildungschancen, gleiche Möglichkeiten für alle Familien, einen barrierefreien Zugang zum Gesundheitssystem, eine verbesserte Existenzsicherung durch die Ausweitung von Ergänzungsleistungen sowie mehr bezahlbaren Wohnraum. Das Ziel müsse eine Schweiz ohne Armut sein.
Armut sei kein individuelles Problem, sondern grösstenteils eine Folge von ungünstigen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Auch sichere bei 155´000 Personen die Arbeit nicht den Lebensunterhalt.
Die Bundesverfassung verpflichte die Schweiz, soziale Sicherheit für alle zu garantieren. Auch habe sich die Schweiz mit der UNO-Agenda 2030 verpflichtet, Armut im eigenen Land zu bekämpfen. Doch zeige der Trend in eine andere Richtung.