Caritas weist auf ungleichen Zugang zu Weiterbildung hin

10. Juni 2025

Ohne gezielte Förderung droht Erwachsenen mit kleinem Budget der Anschluss – Caritas Schweiz verlangt existenzsichernde Stipendien und mehr Verantwortung von Staat und Wirtschaft.

Rund jede und jeder sechste Erwachsene ohne nachobligatorischen Abschluss bildet sich in der Schweiz weiter, doch bei Hochschulabsolventinnen und -absolventen sind es fast viermal so viele, so Caritas Schweiz. Diese Diskrepanz belege laut Bundesamt für Statistik, wie stark finanzielle Mittel über Bildungswege entscheiden. Caritas Schweiz sieht darin eine gefährliche Schieflage und legt in einem heute veröffentlichten Positionspapier dar, welche Barrieren Menschen mit wenig Einkommen den Weg zu Kursen und Qualifizierungen versperren.

«Armut ist kein individuelles Versagen, sondern ein gesellschaftliches Problem», erklärte Caritas-Direktor Peter Lack an einer Medienkonferenz in Bern. Bildung spiele dabei eine «zentrale Rolle im Kampf gegen Armut», so die Mitteilung. Wer kaum auf Elternhilfe oder Rücklagen zählen könne, habe weder Geld noch Zeit für Weiterbildungen; hinzu kämen hohe Kosten für Kinderbetreuung und lückenhafte öffentliche Förderungen.

Besonders gravierend seien Defizite bei Grundkompetenzen wie Lesen, Schreiben oder digitalen Fertigkeiten. «Betroffene verlieren auch im Arbeitsalltag den Anschluss», erläuterte Pierre-Alain Praz, Direktor der Caritas Waadt. Regionale Beratungsstellen erlebten täglich, wie fehlendes Know-how etwa im Umgang mit Onlineformularen die Jobsuche erschwere. Caritas-Programme böten zwar Kurse für Grundkompetenzen und berufliche Integration an, könnten jedoch strukturelle Ungleichheiten nicht allein beseitigen.

Daher ruft Caritas Politik und Wirtschaft zu gemeinsamen Anstrengungen auf. Gefordert werden existenzsichernde Stipendien, die neben Kursgebühren auch Erwerbsausfälle kompensieren, sowie Zuschüsse für Kinderbetreuung, damit Eltern gleiche Chancen erhalten. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber müssten ihre «soziale Verantwortung wahrnehmen» und Weiterbildung für sämtliche Mitarbeitende fördern. Nur so lasse sich verhindern, dass sich die soziale Kluft weiter vertiefe, betonte Lack.

Das Positionspapier «Bildungschancen verbessern, Armutsrisiken verringern» kann über die Website der Hilfsorganisation bezogen werden. Mit seinen Forderungen wolle Caritas Schweiz eine Debatte anstossen, in der Weiterbildung als öffentliches Gut verstanden werde.