CH: Bei der Früherkennung innerfamiliärer Gewalt an Kindern besteht grosser Handlungsbedarf
Bei der Früherkennung von innerfamiliärer Gewalt an Kindern und von elterlicher Paargewalt, die Kinder miterleben, besteht ein grosser Handlungsbedarf. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die im Auftrag des Bundesamtes für Sozialversicherungen erstellt wurde. Der Bundesrat möchte jedoch keine zusätzlichen Strukturen aufbauen.
Die Studie stellt die in der Schweiz und im Ausland bestehenden Instrumente zur Früherkennung innerfamiliärer Gewalt dar und erläutert die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu deren Wirksamkeit, teilte der Bundesrat gestern mit. Zudem anaylsiert die Studie, inwiefern in der Aus-, Weiter- und Fortbildung von Gesundheitsfachpersonen das Erkennen innerfamiliärer Gewalt an Kindern thematisiert wird. Schliesslich wird auch der Stand der Umsetzung von Früherkennungsmassnahmen im schweizerischen Gesundheitswesen aufgezeigt.
Bei der Früherkennung von Gewalt besteht grosser Handlungsbedarf, betont die Studie. Die befragten Gesundheitsfachpersonen befürworten eine landesweite Einführung von Früherkennungsmassnahmen. Darüber, wie dies praktisch angegangen werden solle, bestehe jedoch “kein fachlicher Konsens”, argumentiert der Bundesrat. Insbesondere sei offen, ob ein systematisches Screening überhaupt ratsam wäre, oder ob nicht besser bei Verdacht genauer nachgefragt werden solle. Einige im Auslang eingesetzte Früherkennungsinstrumente könnten hier als Referenz dienen.
Die Studie empfiehlt weiter, das Thema systematisch in die Ausbildung von Gesundheitsfachleuten zu integrieren, da dort “ein grosser Sensibilisierungsbedarf” bestehe. Grundsätzlich seien jedoch die Kantone und Gemeinden für die Massnahmen zur Gewaltprävention zuständig, betont der Bundesrat. Da ausserdem auf Bundesebene bereits Fachstellen und Koordinationsorgane bestehen, spricht sich der Bundesrat gegen zusätzliche Strukturen auf Bundesebene und gegen ein vom Bund finanziertes nationales Programm zur Förderung der Früherkennung innerfamiliärer Gewalt aus.