CH: “Existenzsichernde Stipendien” statt Sozialhilfe
75 Prozent der jungen Sozialhilfeempfangenden konnten sich nach einigen Jahren von der Unterstützung lösen, so eine aktuelle Studie. Fehlende Bildung und Aufwachsen in Armut sind demnach wesentliche Risikofaktoren. Für junge Menschen in Ausbildung plädiert die Städteinitiative Sozialpolitik für existenzsichernde Stipendien statt Sozialhilfe.
In einer Längsschnittstudie wurden alle 17-Jährigen betrachtet, die in 14 Städten von der Sozialhilfe unterstützt wurden. Sieben Jahre später bezogen nur noch 8 Prozent dauerhaft Sozialhilfe. 75 Prozent waren im Alter von 23 Jahren nicht mehr auf Sozialhilfe angewiesen. “Besonders deutlich” zeige sich die Ablösung aus der Sozialhilfe bei ausländischen Jugendlichen, so die Städteinitiative Sozialpolitik in einer Mitteilung.
Für junge Menschen in Ausbildung plädiert die Städteinitiative für existenzsichernde Stipendien, die von der Sozialhilfe unabhängig machten. Sie könnten für die jungen Erwachsenen und deren Eltern die Situation erleichtern und die Motivation zum Abschluss einer Ausbildung fördern. Vielerorts sei hierfür ein Umdenken nötig. Nicht die schnelle Ablösung von der Sozialhilfe in einen prekären Job sei das Ziel, sondern die nachhaltige Bekämpfung von Armut dank Ausbildung. Fehlende Bildung sei nach wie vor eines der grössten Sozialhilferisiken.
Die Mehrheit der jungen Erwachsenen, die zwischen 20 und 25 Jahren Sozialhilfe beziehen, sind laut Studie auf dem Arbeitsmarkt, sie sind also arbeitstätig ohne existenzsicherndes Einkommen oder auf Stellensuche. In Städten ist die Sozialhilfequote höher als auf dem Land, ebenso ist das Sozialhilferisiko in den westschweizer und den grösseren deutschschweizer Städten grösser als in kleineren Städten der Deutschschweiz. In den untersuchten 14 Städten lebt rund ein Viertel aller Sozialhilfebeziehenden der Schweiz. Die Anzahl der Sozialhilfefälle hat mit durchschnittlich 1,6 Prozent deutlich weniger stark zugenommen als in den Vorjahren.
Der Kennzahlenvergleichzur Sozialhilfe wird durch die Berner Fachhochschule und die Städteinitiative Sozialpolitik erarbeitet. Er dokumentiert aktuelle Entwicklungen von 14 Städten auf der Basis von Daten des Bundesamtes für Statistik BFS. Der Kennzahlenvergleich erscheint seit 19 Jahren in Folge.
