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Corona: Anstieg von Sozialhilfefällen und Einschränkungen im Kindesschutz
Die Zahl der Sozialhilfeanträge hat sich vervierfacht und die Massnahmen zum Kindesschutz sind teilweise erheblich beeinträchtigt: Erkenntnisse einer neuen Studie der ZHAW zum Corona-Lockdown.
Die Zahl der Menschen, die Anspruch auf wirtschaftliche Sozialhilfe beantragten, sei nach dem 16. März abrupt auf das Vierfache gegenüber der Vorperiode angestiegen, so die Mitteilung der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW. Bei der Hälfte der Sozialdienste hätten sich mindestens sechsmal mehr Menschen gemeldet, bei einzelnen Diensten seien es zwanzig Mal mehr gewesen.
Am stärksten betroffen seien Arbeitnehmende im Stundenlohn oder mit prekären Teilzeitanstellungen sowie Selbständigerwerbende. Ebenso könne man davon ausgehen, dass sich ausländische Personen trotz Notlage kaum meldeten, um ihren Aufenthaltsstatus nicht zu gefährden.
Ebenso besorgniserregend seien laut den ZHAW-Studienautoren die Einschränkungen im Kindesschutz. Dieser werde in kleineren und mittelgrossen Gemeinden vieler Kantone von den Sozialdiensten wahrgenommen. Gemäss knapp der Hälfte der befragten Fachpersonen seien Kindeswohlgefährdungen deutlich schwieriger einzuschätzen. Persönlicher Kontakt bestehe nur in akuten Fällen, Hausbesuche vor Ort würden nicht mehr durchgeführt. Statt sich selbst ein Bild von der familiären Situation machen und nonverbale Zeichen wie Körpersprache oder Umgebungseindrücke erfassen zu können, bliebe den Diensten meist nur die Erzählungen der Eltern, da Telefongespräche mit Kindern schwierig oder gar nicht möglich seien. Erschwerend komme dazu, dass auch Gefährdungsmeldungen von anderen Institutionen wie Spielgruppen, Schulen oder Vereine wegfielen.