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Corona: Gruppe aus Seelsorge und Diakonie ruft zu einem anderen Umgang mit dem Sterben auf

Nov 27, 2020 | Aktuelles - Corona, Archiv, Krankheit

Die gesichts- und seelenlose Statistik der Covid-19-Verstorbenen relativiert den Tatbestand von Todesopfern mit Argumenten zu Alter, Übergewicht und Vorerkrankung. Eine implizite Schuldzuweisung gegenüber den Vulnerablen ist die Folge, warnt eine Gruppe aus Theologie, Seelsorge und Diakonie in einer Erklärung.

Tagtäglich werde über die an Covid-19 Verstorbenen nüchtern, faktenbasiert und der Statistik geschuldet berichtet. Dies genüge aber keineswegs, so die Erklärung zur Würde des menschlichen Lebens der Pfarrer Michael Wiesmann und Martin Peier sowie des Theologiestudenten Jan Bergauer-Dippenaar. Aktuell wurde sie von 80 weiteren Personen aus Theologie, Seelsorge und Diakonie unterzeichnet.

Seitens Politik und Öffentlichkeit bleibe es bei anonymen Zahlen einer gesichts- und seelenlosen Statistik, zu die Erklärung. Viele Menschen nähmen dies entsprechend distanziert auf und relativierten den Tatbestand von Todesopfern mit Argumenten zu Alter, Übergewicht und Vorerkrankung. Dadurch verschiebe sich der Wert des Lebens in eine gefährliche Richtung einer impliziten Schuldzuweisung jenen gegenüber, die man der Gruppe der Vulnerablen zuweise, heisst es weiter.

Der Tod an Covid-19 werde alten Menschen zugemutet. Man nehme deren isoliertes Sterben in Kauf und verlange präventiv eine kollektive Isolation. Es sei davon auszugehen, dass sich dieser “Senizid” bei einer dritten Welle verstärke in der irrigen Meinung, dass dadurch Covid-19 verhindert würde.

Diese implizite Schuldzuweisung stehe im krassen Gegensatz zum Engagement Vieler im Kampf gegen das Virus und um das Leben schlechthin. Auch seien die Angehörigen von Verstorbenen auf sich gestellt. Dies widerspreche der Grundhaltung der Bundesverfassung, laut derer sich die Stärke des Volkes am Wohl der Schwachen messe.

Die Unterzeichnenden der Erklärung protestieren gegen die anonyme Selbstverständlichkeit des Sterbenlassens in der Schweiz. Sie rufen Verantwortungstragende wie auch die Medien dazu auf, sich die Würde des Menschen auf ihre Fahnen zu schreiben und die Helfenden in ihrem Wirken zu unterstützen.