Diakonie Deutschland fordert Suizidpräventionsgesetz

19. Mai 2022

Vor einer gesetzlichen Neuregelung des assistierten Suizids fordern die Diakonie und die Evangelische Kirche in Deutschland die Verabschiedung eines Suizidpräventions-Gesetzes.

Suizid-Prävention müsse allem anderen vorgehen, so die beiden Organisationen in einer Medienmitteilung. Menschen, die für sich keinen anderen Ausweg mehr sähen und ihre Angehörigen dürfe man nicht sich selbst überlassen. Man wolle Alternativen aufzeigen, ohne das Selbstbestimmungsrecht in Frage zu stellen.

Suizid-Prävention setze bereits weit vor einem assistierten Suizid an, so die Mitteilung. Dazu gehöre ein Aktionsplan, um Öffentlichkeit und Fachkräfte für das Thema umfassend zu sensibilisieren, sowie ein breites Netz von leistungsfähigen Präventions- und Krisendiensten. Außerdem müssten mehr psychotherapeutische und psychosoziale Angebote geschaffen werden.

Darüber hinaus müsse ein individuelles ganzheitliches Beratungsangebot zur gesundheitlichen Versorgung in der letzten Lebensphase in Anspruch genommen werden können. Ein weiterer zentraler Punkt zur wirkungsvollen Suizid-Prävention sei der Ausbau der Palliativversorgung.

Zur Neuregelung des assistierten Suizids liegen dem deutschen Bundestag bislang drei interfraktionelle Gesetzesvorschläge vor. Das Bundesverfassungsgericht hatte im Februar 2020 das Selbstbestimmungsrecht der Einzelnen in Bezug auf das eigene Sterben gestärkt und den Gesetzgeber aufgefordert, tätig zu werden. Die individuelle Lage und Verletzlichkeit der Menschen mit Suizidwunsch müsse bei der gesetzlichen Neuregelung besonders in den Blick genommen werden. An dieser Stelle habe jeder der drei bisher im Bundestag vorliegenden Gesetzentwürfe zur Neuregelung des assistierten Suizids große Lücken.

Darüber hinaus fänden sich nicht in allen Entwürfen hinreichende Fristen zur Sicherung der Beständigkeit eines Suizidentschlusses. Ein Verlauf von mindestens acht Wochen müsse abgewartet werden.

Das parlamentarische Verfahren wird begleitet durch eine zivilgesellschaftliche Debatte, an der sich die Diakonie und die Kirchen beteiligen. Dazu hat die Diakonie 2020 einen innerverbandlichen Diskussionsprozess gestartet. Dabei ist eine Orientierungshilfe zum assistierten Suizid entstanden, die sich an die diakonischen Einrichtungen und Dienste richtet.