Diakonie Österreich zum Weltflüchtlingstag: „Integration durch Deutsch – ja, aber richtig“

17. Juni 2025

Zum Weltflüchtlingstag fordert die Diakonie Österreich eine integrationsfördernde Reform der Deutschförderung – mit praxisnahen Kursen und realistischen Anforderungen.

Anlässlich des Weltflüchtlingstags am 20. Juni macht die Diakonie Österreich auf die hohen Hürden aufmerksam, die Geflüchtete beim Spracherwerb und damit auf dem Weg zur gesellschaftlichen Teilhabe überwinden müssen. Deutschkenntnisse seien unbestritten der Schlüssel zur Integration, betont die Organisation – doch das aktuelle System der Sprachförderung werde diesem Anspruch nicht gerecht.

Kritisiert werden vor allem die mangelnde Zugänglichkeit und Praxistauglichkeit vieler Angebote. „Das gegenwärtige System ist nicht auf Integration ausgelegt“, heisst es in der Mitteilung. Die Kurszeiten seien vielfach nicht mit Kinderbetreuung oder Arbeit vereinbar, die Kursorte schwer erreichbar, und viele Geflüchtete würden keinen Anspruch auf kostenlose Sprachkurse haben. Dies betreffe insbesondere Personen im Asylverfahren oder mit humanitärem Aufenthaltstitel.

Zudem sei der Fokus auf standardisierte Prüfungen problematisch. „Die Konzentration auf Prüfungen statt auf Sprache, wie sie gebraucht wird, hemmt die Integration“, erklärt Christoph Riedl, Asyl- und Migrationssprecher der Diakonie Österreich. Die Anforderungen seien oft nicht realistisch: So würden von Hilfsarbeiterinnen und Hilfsarbeitern Sprachniveaus verlangt, die nicht einmal viele Menschen mit Pflichtschulabschluss erreichen. Auch Deutschprüfungen für Kinder im Bildungssystem oder für Erwachsene zur Erlangung der Staatsbürgerschaft seien vielfach zu anspruchsvoll und bildungsfern.

Die Diakonie fordert stattdessen ein System, das sich stärker an den realen Lebenssituationen der Menschen orientiert. Dazu gehört laut Mitteilung ein niederschwelliger Zugang zu qualitativ hochwertigen Kursen, die mit Betreuungspflichten oder beruflicher Tätigkeit vereinbar sind. Ebenso wichtig seien begleitende Angebote wie Nachhilfe, Lerngruppen oder Konversationskurse.

Besondere Aufmerksamkeit fordert die Diakonie für geflüchtete Kinder und Jugendliche. Diese hätten oftmals Lücken im Schulbesuch und benötigten gezielte Unterstützung beim Erwerb der Bildungssprache. Doch selbst diese Gruppe falle häufig durch die Maschen der bestehenden Förderstrukturen. „Integration braucht langfristige Investitionen – auch und gerade in die Sprache“, so Riedl.

Zum Weltflüchtlingstag appelliert die Diakonie Österreich an die Politik, eine integrationsfördernde Sprachförderung zu schaffen. Sprache sei nicht nur ein Mittel zur Verständigung, sondern eine Voraussetzung für Teilhabe, Bildung, Arbeit und ein Leben in Sicherheit und Würde.