Finanziert aus EU-Geldern – zugesprochen vom Ministerium für Gesundheit und Soziales – wird das Diakoniewerk gemeinsam mit den Gemeinden über eine Pilotphase von drei Jahren in Oberösterreich, Salzburg, Niederösterreich und der Steiermark Community Nurses als Ansprechperson für ältere Menschen und ihre Fragen zu Pflege und Betreuung beschäftigen, so die Diakonie Österreich.
Community Nursing werde im internationalen Raum schon längere Zeit erfolgreich umgesetzt. Nun greift dieses Konzept auch in Österreich. Auf Gemeindeebene wird durch den Einsatz sogenannter Community Nurses eine Ansprechperson geschaffen, die bereits präventiv und individuell ein Betreuungsangebot für Seniorinnen und Senioren erarbeitet. Damit soll älteren Menschen ein möglichst langes Leben im eigenen Zuhause ermöglicht und Angehörige entlastet werden.
Österreich biete grundsätzlich ein gut ausgebautes System der Langzeitpflege, so die Diakonie Österreich. Es zeichneten sich jedoch zwei Entwicklungen ab: die Zahl der älteren und pflegebedürftigen Menschen steige stark an und weniger Menschen als früher, zumeist Frauen, könnten oder wollten die Pflege für An- und Zugehörige übernehmen. Gründe dafür seien eine steigende Frauenerwerbsquote, stärkere Mobilität und die zunehmende Individualisierung.
Außerdem setzten bestehende Langzeitpflegeangebote erst ab der Pflegebedürftigkeit oder der Überforderung der pflegenden Angehörigen ein. Das sei zu spät. Denn werde Pflege dann rasch benötigt, seien Betroffene und ihre Angehörigen oftmals bereits sehr unter Druck, eine optimale Lösung zu finden.
Die Community Nurses werden Menschen über 75 Jahren mit und ohne Pflegebedarf und ihre Angehörigen dabei unterstützen, eine stabile Pflege- und Betreuungssituation für sich zu entwickeln. Ob Mobiler Dienst oder freiwilliger Besuchsdienst, Mittagstisch im Haus für Senioren oder Alltagsbegleitung in der Tagesbetreuung, es gehe darum, alle Möglichkeiten und Angebote im Blick zu haben und zu kombinieren, so die Mitteilung.
Proaktives Zugehen auf Betroffene, Beratung, Koordination und Organisation von Dienstleistungen und die Vernetzung von lokalen Ressourcen machten eine Community Nurse zu einer wichtigen regionalen Ansprechperson, die entlang der Bedürfnisse der Menschen Lösungen suche und organisiere.
Pro 4000 Einwohnerinnen und Einwohner ist eine Community Nurse im Vollzeitausmaß vorgesehen. Die Arbeit in einem sehr kleinräumigen Umfeld ermögliche ihr oder ihm Nähe zu den Betroffenen aufzubauen und Betreuungsbedarfe gut zu erkennen. Als diplomierte Pflegefachkraft bringe sie Erfahrung und spezifisches Know-How mit.
Eine Community Nurse helfe älteren Menschen ein Betreuungsumfeld für zu Hause aufzubauen, um ein möglichst langes Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Ausgebildet in der Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflege, würden Community Nurses auf Gemeindeebene tätig und berieten in allen Fragen rund um Pflege und Gesundheit. Sie beziehen laut Diakonie Österreich in ihrer Arbeit die betreffende Person, Angehörige und professionelle Anbieter mit ein. Damit soll eine individuelle und nachhaltige Begleitung ermöglicht werden, die von einer einzigen Ansprechperson koordiniert wird, und bereits einsetzt bevor die Pflegebedürftigkeit beginnt. Die Serviceleistungen einer Community Nurse können von den Betroffenen völlig kostenfrei in Anspruch genommen werden.
Anspruch haben Menschen ab 75 Jahren, mit oder ohne Pflegebedarf, und ihre Angehörigen. Dazu kommen laut Diakonie Österreich jüngere Menschen mit akutem Pflegebedarf aufgrund von Unfällen, angeborener Beeinträchtigung oder chronischer Erkrankungen.
Neben der proaktiven Beratung und Organisation solle die Community Nurse auch eine zentrale Rolle in der Weiterentwicklung von Angeboten haben. Sie sammele die konkreten Bedarfe in der Gemeinde, im Umfeld der Betroffenen und ermögliche so den Ausbau von passgenauen Dienstleistungen.
Betroffene könnten autonom entscheiden, in ihrem vertrauten Umfeld zu Hause sein und sich dabei an eine vermittelnde Person wenden. Betroffenen nehme die Community Nurse nicht nur das Gefühl, anderen zur Last zu fallen, sondern ermögliche es ihnen auch, länger selbstbestimmt in der gewohnten Umgebung bleiben zu können, so die Diakonie Österreich.
Angehörigen werde Organisatorisches abgenommen, sie könnten sich auf die Community Nurse verlassen, die als Drehscheibe die vorhandenen Angebote verknüpfe und mögliche neue hilfreiche Kontakte schaffe. Sie kennen damit eine zentrale Ansprechperson, die für alle Belange rund um die Betreuung ihres An- und Zugehörigen unterstützt und als vernetzende, kompetente Vertraute da ist, heisst es.
Schweizer Modell: vabene
Ein interessantes und in verschiedener Weise vergleichbares Modell ist das Programm „vabene – besuchen, begegnen, begleiten“ der Reformierten Kirche Kanton Zürich. Vabene versteht sich als Besuchsangebot für Menschen, die auch im Alter Beziehungen pflegen möchten und gerne besucht werden.
Im Alter werde der Kreis an sozialen Kontaktpersonen oft kleiner. Sei es durch den Verlust von nahen Vertrauten oder durch altersbedingte Einschränkungen. Kontakte und Beziehungen seien wichtig, stärkten und gäben das Gefühl von Zugehörigkeit und Teilhabe.
vabene bringe Menschen zusammen, so die Zürcher Reformierte Kirche. Freiwillig Engagierte besuchten regelmässig einen älteren Menschen und gestalteten miteinander Zeit. Das Angebot vabene trage im Sinne von «caring community» dazu bei, dass ältere Menschen Beziehungen leben könnten, sich gewürdigt fühlten und eingebunden blieben. Gleichzeitig stelle es eine sinnhafte Tätigkeit für freiwillig Engagierte dar.
In sechs Einheiten lernen Interessierte ein gerontologisches Grundwissen. Fachwissen und Knowhow zum Thema Alter und Altern wird laut Internetseite des Programms aus gerontologischer, ethischer, medizinischer, pflegerischer und spiritueller Richtung vermittelt. Die Ausbildungsreihe wird von der Reformierten Kirche Kanton Zürich in Kooperation mit dem Institut Neumünster und Alt-Stadtarzt Wettstein seit mehreren Jahren erfolgreich durchgeführt.