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Die Schweiz kommt bislang psychisch gut durch die Krise
Die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung scheint die Corona-Krise gut zu bewältigen, so das Bundesamt für Gesundheit in einer aktuellen Untersuchung. Die spezifischen Lebensumstände entscheiden demnach über die psychische Belastung.
Insgesamt gebe es kein einheitliches psychisches Reaktionsmuster auf die Krise, so das BAG in der Untersuchung. Die Folgen reichten von einer starken Zunahme psychischer Belastungssymptome über eine hohe Resilienz bis zu positiven emotionalen Effekten. Es scheine, dass weniger direkt soziodemografische Faktoren relevant seien, sondern vielmehr die spezifischen Lebensumstände.
So könnten Corona-bedingte Vereinbarkeitsprobleme, Jobunsicherheit, finanzielle Probleme und Zukunftsängste das psychische Wohlbefinden beeinträchtigen. Alleinlebende oder sozial isolierte Personen seien stärker gefährdet. Die Mehrheit der Bevölkerung der Schweiz scheine jedoch die Krise bisher gut zu bewältigen, so das BAG. Die Lebenszufriedenheit sei weiterhin hoch.
Unter den getroffenen Massnahmen würde von den Befragten das schnelle, pragmatische und unbürokratische Handeln der Behörden positiv hervorgehoben. Auch dass die Massnahmen weniger restriktiv als in anderen Ländern seien, dass auf Empfehlungen statt Verbote gesetzt worden sei und dass Bewegung im Freien weitgehend uneingeschränkt möglich gewesen sei, werde für den Schutz der psychischen Gesundheit als wichtig erachtet.
Bemängelt werde hingegen, dass bei den Infektionsschutz-Massnahmen deren Konsequenzen auf der sozialen und psychischen Ebene zu wenig mitbedacht worden seien. So werde das Besuchsverbot von Pflegebedürftigen und Menschen mit Beeinträchtigungen in Heimen als problematisch angesehen.
Die Krisenkommunikation der ersten Phase werde als klar, authentisch und verständlich beurteilt. Seit Ende der ausserordentlichen Lage liefe die Kommunikation aus Sicht einiger Interviewter jedoch nicht mehr so gut und sei teilweise widersprüchlich oder verwirrend.
Strukturelle Risikofaktoren müssten reduziert und es müsse klar kommuniziert werden, lauten Handlungsempfehlungen der Studie. Der soziale Zusammenhalt und die soziale Unterstützung müssten gefördert werden. Auch müsse der Zugang zu psychosozialer Hilfe insbesondere für Risikogruppen gefördert werden.
Im Auftrag des BAG untersuchten B&A und das Büro BASS den Einfluss von Covid-19 auf die psychische Gesundheit der Schweizer Bevölkerung und die psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung in der Schweiz. Im Rahmen des Projekts wurden laut eigenen Angaben bereits verfügbare Studienergebnisse zur psychischen Gesundheit der Allgemeinbevölkerung und bestimmter Risikogruppen in der Schweiz gesammelt und zusammengefasst. Weiter wurden die Nutzungsdaten verschiedener niederschwelliger Hilfsangebote analysiert und die psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgungssituation in der Zeit von Corona eingeschätzt. Die Autorinnen und Autoren des Berichtes leiten aus den Ergebnissen spezifische Handlungsempfehlungen ab.