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Dokumentarfilm: Wenn Opfer und Täter sich treffen
Der Schweizer Dokumentarfilm “Je ne te voyais pas” widmet sich der restaurativen Justiz. Wenn Täter und Opfer sich treffen, können beide aus ihrem Schema aussteigen und zur Normalität zurückfinden, heisst es.
Der Dokumentarfilm veranschauliche die Funktionsweise der restaurativen Justiz, heisst es im Begleitmaterial zum Film, der am 26. November in der Deutschschweiz und am 4. Dezember in der Romandie anläuft.
Ergänzend zum retributiven, vergeltenden Strafverfahren sei die restaurative, wiedergutmachende Justiz ein Weg, der sich auch hinsichtlich der Rückfallprävention günstig auf die psychische Gesundheit auswirke. Anhand zahlreicher konkreter Fälle, die unbeschönigt gefilmt worden seien, zeige der Film die Möglichkeiten auf, allmählich aus dem Opfer-Täter-Schema auszusteigen und zur Normalität zurückzufinden, heisst es.
Restaurative Justiz fokussiere auf Menschen und nicht auf Handlungen, so der Regisseur François Kohler. Sie basiere auf einer Vorstellung der Gesellschaft, in der Opfer in der Äusserung ihrer Bedürfnisse unterstützt werden, um so die Kontrolle über ihr Leben wiederzuerlangen zu können, und Täter ermutigt werden, Verantwortung für ihre Taten zu übernehmen. Dieses Verständnis von Konfliktmanagement setze auf Vermittlung statt auf Bestrafung.
Im Vergleich zu vielen anderen Ländern, darunter Belgien, wo die Strafvermittlung seit 20 Jahren erfolgreich weiterentwickelt worden sei, falle die Schweiz in diesem Bereich weit zurück. Doch jetzt, da die Revision der Strafprozessordnung im Gange sei, begännen die Justizbehörden ihre konstruktive und restaurative Rolle zu erkennen. Das Interesse des Gefängnispersonals und der Verwaltung an der restaurativen Justiz sei gross, so Kohler.
Die restaurative Justiz stelle die Anerkennung der Rechte und Bedürfnisse der Opfer sicher, und fordere von den Täterinnen und Tätern, die Leiden der Opfer anzuerkennen und Verantwortung dafür zu übernehmen. Diese wiedergutmachende Gerechtigkeit könne beispielsweise in Form von Gesprächen stattfinden. Über einen Vermittler wird ein direkter oder indirekter Kontakt zwischen Opfer und Täter hergestellt.
Der Vorschlag für eine Änderung der Strafprozessordnung, die eine Rechtsgrundlage für die restaurative Justiz schaffen würde, wird aktuell durch die Rechtskommission des Nationalrates behandelt und in der kommenden Winter- und Frühjahrssession durch die Räte diskutiert.