Mehrere heftige Erdbeben haben am frühen Montagmorgen den Südosten der Türkei un den Norden Syriens erschüttert. Gemäss Medienberichten sind mehrere tausend Personen gestorben, unzählige verletzt und viele Häuser zerstört.
Besonders prekär ist die Situation in Syrien, das sich nach einem fast zwölfjährigen Konflikt ohnehin in einer anhaltenden humanitären Krise befindet, so das HEKS. Die laufenden Sanktionen und die fehlende Wiederaufbauhilfe der internationalen Gemeinschaft hätten dazu geführt, dass viele Gebäude stark einsturzgefährdet seien und die Infrastruktur desolat sei. Die Wirtschaft liege am Boden, die Stromversorgung sei ungenügend, ein Choleraausbruch könne seit Monaten nicht unter Kontrolle gebracht werden und viele Syrerinnen und Syrer litten Hunger. Nun hätten viele Menschen bei winterlichen Temperaturen keine Unterkunft mehr, da ihre Wohnungen nicht mehr bewohnbar seien.
HEKS unterstützt in den betroffenen Gebieten in Nordsyrien seit mehreren Jahren intern Vertriebene und andere verletzliche Gruppen über kirchliche Partnerorganisationen vor Ort, so die Mitteilung weiter. Diese konnten demnach bereits wenige Stunden nach der Katastrophe erste Nothilfemassnahmen für Familien einleiten, die durch das Erdbeben ihr Zuhause verloren hatten oder Angst haben, in ihre beschädigten Häuser zurückzukehren. In Aleppo haben sowohl die armenisch-protestantische Kirche als auch die Nationale Evangelische Synode in Syrien und Libanon (NESSL) temporäre Unterkünfte in Betrieb genommen, in denen mehrere Hundert Menschen Wärme, Decken, Essen und Hygieneprodukte erhalten. Auch in Latakia im Nordwesten des Landes stellt die NESSL-Kirche Notunterkünfte für betroffene Familien bereit.
Darüber hinaus kann laut Mitteilung ein bereits laufendes Projekt der armenisch-protestantischen Kirche kurzfristig erweitert werden: In Aleppo und Kessab werden Erdbebenopfer mit Bargeld unterstützt, damit sie dringend benötigte Nahrungsmittel, Hygieneprodukte oder Decken kaufen können. In Aleppo erhalten besonders gefährdete Menschen darüber hinaus Zugang zu kostenloser medizinischer Versorgung.
Caritas Schweiz leistet für die Opfer der Erdbeben Soforthilfe, so die Organisation in einer Medienmitteilung. Diese ist demnach aktuell auf Syrien fokussiert, da Caritas Schweiz in Aleppo, Hama, Homs und Idlib bereits mit Projekten präsent ist. Diese Gebiete seien teils direkt von den Erdbeben betroffen.
Die neun Mitarbeitenden vor Ort unterstützen derzeit die lokalen Partner in der Umsetzung der Nothilfeprogramme. In erster Linie gehe es darum, lebensnotwendige Güter wie Medikamente und sauberes Wasser sowie Decken, Zeltplanen und Hygieneartikel zu verteilen. Ausserdem werde bei der Räumung von Trümmern geholfen.
Welche weiteren Hilfsgüter die Menschen vor Ort benötigen, ist Gegenstand der laufenden Abklärungen im internationalen Caritas-Netzwerk, so Caritas Schweiz. Die Partnerorganisation Caritas Syrien habe bereits einen Auruf zur Nothilfe lanciert. Caritas Schweiz unterstützt die Menschen vor Ort deshalb Stand heute mit einer finanziellen Soforthilfe von 200’000 Franken.
Auch die Partner der Diakonie Katastrophenhilfe Österreich seien bereits vor Ort und aktiv, so die Hilfsorganisation in einer ersten Mitteilung. In der Region werde jede Hilfe dringend gebraucht. Die Lage sei dramatisch.
In der Region lebten viele vom Bürgerkrieg bereits aus ihren Heimatorten vertriebene Menschen, wird die Direktorin der Diakonie Österreich Maria Katharina Moser zitiert. Sie seien besonders verletzlich und hätten nichts mehr, worauf sie in der Notsituation zurückgreifen könnten, da sie das Nötigste bereits einmal verloren hätten.