Am World Youth Skills Day 2025 hat der gesamteuropäische Diakonie-Dachverband Eurodiaconia die Bedeutung von Bildung, Unterstützung und Chancen für junge Menschen betont. In einer Mitteilung verweist der Verband auf die alarmierende Zahl junger Menschen in der EU, die weder in Arbeit, Ausbildung noch in schulischer Bildung sind (NEET). Im Jahr 2024 habe dieser Anteil bei 11 Prozent der 15- bis 29-Jährigen gelegen. In einzelnen Ländern wie Griechenland, Litauen, Italien und Rumänien seien sogar 14 Prozent oder mehr betroffen. Besonders prekär sei die Situation für junge Roma und Nicht-EU-Bürgerinnen und -Bürger, von denen 56 Prozent beziehungsweise fast 47 Prozent von sozialer Ausgrenzung bedroht seien – verursacht durch frühes Schulabbrechen, eingeschränkten Zugang zum Arbeitsmarkt und strukturelle Diskriminierung, so die Mitteilung.
„Zu viele junge Menschen in Europa und darüber hinaus treten in das Erwachsenenalter ein, ohne die notwendigen Fähigkeiten, Unterstützungsnetzwerke oder Chancen, um ein sinnstiftendes Leben aufzubauen“, heisst es weiter. Neben schulischer und beruflicher Bildung seien dabei auch emotionale Resilienz und gesellschaftliches Engagement entscheidend. Junge Menschen müssten im Zentrum aller Bemühungen stehen, um inklusive und nachhaltige Zukunftsperspektiven zu gestalten, so die Mitteilung.
Eurodiaconia hebt in diesem Zusammenhang drei Projekte hervor, die zeigen sollen, wie konkrete Hilfe aussehen kann:
In Spanien unterstützt Diaconía España mit dem Proyecto Umbral junge Erwachsene, die staatliche Betreuungseinrichtungen verlassen müssen. Diese sogenannten Care Leaver seien oft gezwungen, bereits mit 18 Jahren ein selbstständiges Leben zu führen – meist ohne stabiles Einkommen, Wohnung oder familiäre Rückhalt. Das Projekt biete Wohnraum sowie individuelle Unterstützung bei rechtlichen, emotionalen und sozialen Fragen. Im Zentrum stehe die Förderung von Schlüsselkompetenzen, die es den jungen Menschen ermöglichen sollen, Verantwortung zu übernehmen, sich in die Gesellschaft einzubringen und den Zugang zum Arbeitsmarkt zu schaffen.
In Schweden betreibt die Östergötlands Stadsmission in Norrköping das Projekt Trygga Orten, das sich gegen soziale Ausgrenzung, niedrige Bildungsabschlüsse und Jugendarbeitslosigkeit in einem der besonders benachteiligten Stadtteile engagiert. Dort gingen im Vergleich zum Landesdurchschnitt 37 Prozent weniger junge Menschen auf weiterführende Schulen. Die Jugendarbeitslosigkeit liege bei 15 Prozent, doppelt so hoch wie im nationalen Durchschnitt, und das Einkommen sei im Schnitt um 40 Prozent geringer. Auch gesellschaftliches Engagement, etwa im Sport oder bei Wahlen, sei in diesem Quartier deutlich schwächer ausgeprägt. Trygga Orten kombiniere Bildungs- und Freizeitangebote wie Hausaufgabenhilfe, Führungstrainings und Sommerjobs. Über 300 Jugendliche hätten bislang teilgenommen. „Indem junge Menschen aktiv an der Gestaltung des Projekts beteiligt werden, fördert Trygga Orten soziale Nachhaltigkeit und lokale Verantwortung“, heisst es in der Mitteilung. Das Projekt verstehe sich als Modell für langfristigen gesellschaftlichen Wandel.
In Rumänien wiederum setzt sich HEKS/EPER Romania mit dem Programm From Education to Decent Work für junge Menschen ein, die von sozialer Ausgrenzung bedroht sind, darunter viele Roma. In der Region Sibiu biete das Projekt einen durchgehenden Übergang von der Schule in den Arbeitsmarkt. Über 1’200 Schülerinnen und Schüler erhielten Berufsberatung, Vermittlung von Arbeitsstellen sowie Unterstützung beim Einstieg ins Berufsleben. Ein Schwerpunkt liege auf präventiver Arbeit mit Kindern der fünften und sechsten Klassen, um frühzeitiges Schulabbrechen zu verhindern. Auch mehr als 1’000 Eltern seien einbezogen worden, ebenso 100 Lehrkräfte und Schulberaterinnen und -berater, die in inklusiven Methoden geschult worden seien. Zudem nähmen 61 Vertreterinnen und Vertreter von 24 Unternehmen an Schulungen zu Diversität und Inklusion teil. Das Projekt verknüpfe Schulen, Familien und Unternehmen, um jungen Menschen langfristig Teilhabe und eine nachhaltige Perspektive zu ermöglichen, so die Mitteilung weiter.
Eurodiaconia verstehe sich als Netzwerk von Kirchen und christlichen Organisationen, das soziale und gesundheitliche Dienste leistet und sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt. „Gemeinsam arbeiten wir an einer gerechten und transformativen sozialen Veränderung in Europa“, heisst es abschliessend in der Mitteilung.
