Eurodiaconia fordert mehr Engagement gegen Menschenhandel

18. Okt 2022

Die europäische Diakonie-Dachorganisation Eurodiaconia fordert die EU-Mitgliedsstaaten auf, den Menschenhandel konsequent zu bekämpfen. Besonders Frauen und Mädchen seien häufig Opfer.

Der 18. Oktober ist der EU-Tag zur Bekämpfung des Menschenhandels, eines Verbrechens, das nicht nur eine schwerwiegende Verletzung der Menschenrechte darstellt, sondern auch eine gewalttätige Praxis des organisierten Verbrechens ist, die gefährdete Gruppen ihrer Menschenwürde und ihrer Freiheiten beraubt, so Eurodiaconia in einer Medienmitteilung. Das Zusammentreffen verschiedener Formen von Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Rasse oder Armut, mache diese Gruppen anfälliger dafür, in die Hände von Menschenhändlern zu fallen, so die europäische Dachorganisation weiter. Besonderes Augenmerk sollte auf die geschlechtsspezifische Perspektive des Menschenhandels gelegt werden, von dem vor allem Frauen und Kinder betroffen seien, insbesondere solche mit Migrations- oder Flüchtlingshintergrund.

Anlässlich des EU-Tags zur Bekämpfung des Menschenhandels begrüßt Eurodiaconia den jüngsten Gemeinsamen Plan zur Bekämpfung des Menschenhandels, der sich mit den Risiken des Menschenhandels befasst und potenzielle Opfer unter denjenigen unterstützt, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen. Der gemeinsame Plan stützt sich auf die EU-Richtlinie zur Bekämpfung des Menschenhandels und die EU-Strategie zur Bekämpfung des Menschenhandels und bietet laut Meldung somit eine umfassende Antwort auf dieses Verbrechen: von der Prävention und dem Schutz der Opfer bis hin zur Verfolgung und Verurteilung der Menschenhändler. Der Plan verfolgt fünf Hauptziele: die Sensibilisierung der Öffentlichkeit, die Verstärkung der Prävention, die Verbesserung der Strafverfolgung und der justiziellen Maßnahmen, die Verbesserung der frühzeitigen Identifizierung und des Schutzes der Opfer sowie die Ausrichtung der Bemühungen von Nicht-EU-Ländern wie der Ukraine und Moldawien auf die Gefahren des Menschenhandels.

Die verheerenden Auswirkungen der russischen Invasion in der Ukraine zwangen mehr als 7 Millionen Menschen, vor dem Krieg in die Europäische Union zu fliehen, so die Meldung weiter. Der Konflikt habe die Tendenzen zum Menschenhandel verstärkt und die Menschenhändler dazu veranlasst, diejenigen ins Visier zu nehmen, die sich in einer noch schwächeren Position befinden. Die Mehrheit der Menschen, die vor dem Krieg fliehen, seien Frauen und Kinder. Laut der EU-Strategie zur Bekämpfung des Menschenhandels seien sexuelle Ausbeutung (60 %) und Ausbeutung der Arbeitskraft (15 %) die vorherrschenden Motive für den Menschenhandel, wobei 72 % der Opfer Frauen und Mädchen seien.

Eurodiaconia fordert die EU-Mitgliedstaaten gemäss Mitteilung auf, sich zur vollständigen Umsetzung der Richtlinie über den vorübergehenden Schutz zu verpflichten, um den vollen Genuss des Rechts auf Zugang zu Beschäftigung und Sozialleistungen zu gewährleisten. Das Fehlen einer umfassenden Anerkennung dieser Rechte in mehreren Mitgliedstaaten, insbesondere des Rechts auf Sozialhilfe, erhöhe die Wahrscheinlichkeit, Opfer von Menschenhandel zu werden. Ein wirksamer Zugang zu sozialen Rechten und die berufliche Integration von Menschen, die aus der Ukraine fliehen, würde Isolation, soziale Ausgrenzung und Armut sowie den Eintritt in informelle Arbeitsmärkte und Situationen des Menschenhandels und der Ausbeutung verhindern, so Eurodiaconia.

Eurodiaconia fordert eine konsequente Umsetzung des umfassenden europäischen Rechts- und Politikrahmens zum Schutz der am meisten gefährdeten Menschen vor Menschenhandel. Die wichtige Rolle der Zivilgesellschaft bei der Prävention, der Bekämpfung und der langfristigen Unterstützung der Opfer von Menschenhandel solle anerkannt werden. Die Mitgliedstaaten, die Zivilgesellschaft und die EU-Institutionen müssten sich gemeinsam dafür einsetzen, dem Menschenhandel ein Ende zu setzen. Die Lösung dieses Problems erfordere politisches Engagement, den Einsatz für die Wahrung der Menschenwürde und rasches Handeln.