Zum Internationalen Tag zur Beseitigung der Armut am 17. Oktober 2025 hat Eurodiaconia die Europäische Kommission aufgefordert, die angekündigte EU-weite Anti-Armutsstrategie mit Nachdruck umzusetzen. Die Initiative komme zu einem entscheidenden Zeitpunkt, „da Armut und soziale Ausgrenzung weiterhin Millionen Menschen in Europa betreffen“, so die Mitteilung. Wirtschaftliche Unsicherheiten, steigende Lebenshaltungskosten und die Energiekrise hätten die soziale Spaltung vertieft.
Eurodiaconia, der gesamteuropäische Dachverband diakonischer Organisationen, begrüßt die Ankündigung der Kommission, erstmals eine umfassende Strategie zur Bekämpfung von Armut vorzulegen. Diese müsse nicht nur kurzfristige Hilfen leisten, sondern langfristige Lösungen schaffen, „um die intergenerationellen Armutskreisläufe zu durchbrechen und soziale Ausgrenzung zu überwinden“.
Das Positionspapier Combatting Poverty in the EU formuliert drei zentrale Handlungsfelder: Empowerment, Resilienz und Inklusion. Menschen müssten befähigt werden, den Übergang in gute Arbeit zu schaffen. Dazu fordert Eurodiaconia inklusive Arbeitsmärkte, gezielte Qualifizierungsprogramme und bessere Arbeitsbedingungen im Gesundheits- und Pflegebereich. Auch der grüne und digitale Wandel müsse „sozial gerecht gestaltet werden“, um niemanden zurückzulassen.
Zweiter Schwerpunkt ist der Aufbau widerstandsfähiger sozialer Strukturen. Sozial- und Gesundheitsdienste bildeten „das Rückgrat des Kampfes gegen Armut“. Investitionen in diese Bereiche seien unerlässlich, betont der Verband. Die EU müsse daher soziale Investitionen im Europäischen Semester stärken und die staatlichen Beihilferegeln sowie das Vergaberecht anpassen, damit soziale Träger in einem förderlichen Umfeld arbeiten könnten.
Zudem fordert Eurodiaconia, betroffene Gemeinschaften und zivilgesellschaftliche Organisationen stärker in die Entwicklung und Umsetzung der Strategie einzubeziehen. Menschen, die Armut erleben, brächten wertvolle Perspektiven in politische Prozesse ein. In Krisen – ob durch Naturkatastrophen, Konflikte oder wirtschaftliche Schocks – seien diakonische Organisationen häufig die ersten, die praktische Hilfe leisteten und die Bedürfnisse vor Ort kennten.
Dritter zentraler Punkt ist die soziale Inklusion. Armut müsse in all ihren Dimensionen bekämpft werden – von Kinder- und Familienarmut über Obdachlosigkeit bis hin zu ungleichen Bildungschancen. Die Anti-Armutsstrategie solle laut Eurodiaconia insbesondere die Europäische Kindergarantie stärken, universelle Kinderleistungen fördern und die sozialen Sicherungssysteme in den Mitgliedstaaten ausbauen. Notwendig seien auch „angemessene Mindesteinkommen“ sowie der Ausbau bezahlbaren und sozialen Wohnraums. Ziel müsse es sein, die Obdachlosigkeit in Europa bis 2030 zu beenden.
Die Organisation betont, Armut sei ein vielschichtiges Phänomen und bedürfe einer abgestimmten Politik auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene. Ein nachhaltiger Erfolg könne nur erreicht werden, wenn wirtschaftliche und soziale Maßnahmen ineinandergreifen und die Menschen in den Mittelpunkt gestellt würden. Eurodiaconia biete an, ihre fachliche Erfahrung und ihr europaweites Netzwerk in den Prozess einzubringen, „um den Weg zu einer Gesellschaft zu ebnen, in der jeder Mensch in Würde leben kann – frei von Armut und Ausgrenzung“.
