Armut trotz Erwerbstätigkeit ist nach wie vor eine anhaltende Herausforderung in ganz Europa, so Eurodiaconia in einer Mitteilung. Im Jahr 2023 galten demnach 8,3 % der Erwerbstätigen in der EU als erwerbstätige Arme, wobei es erhebliche Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten gab.
Obwohl das Thema in den jüngsten politischen Diskussionen mehr Aufmerksamkeit erhalten habe, werde es oft fälschlicherweise als ein Problem dargestellt, das allein durch eine Erhöhung der Löhne gelöst werden könne, so die Mitteilung. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigten jedoch, dass Löhne zwar eine entscheidende Rolle spielten, die Dynamik der Haushalte und strukturelle Faktoren jedoch ebenso.
In einem aktuellen Strategiepapier von Eurodiaconia würden die Ursachen und Folgen von Armut trotz Erwerbstätigkeit in Europa untersucht und konkrete Empfehlungen zur Lösung des Problems gegeben, so die Mitteilung weiter. Es untersuche die vielfältigen und miteinander verbundenen Ursachen von Armut trotz Erwerbstätigkeit, darunter geringe Qualifikationen, unangemessene Löhne und unfreiwillige Teilzeitarbeit.
Darüber hinaus würden auch haushaltsbezogene Faktoren wie die Arbeitsintensität, die Auswirkungen unterhaltsberechtigter Kinder und die Situation von Alleinerziehenden und Großfamilien untersucht. Außerdem würden strukturelle Elemente – darunter der Zugang zu erschwinglicher Kinderbetreuung und Langzeitpflege, die Wirksamkeit von Sozialschutzsystemen und arbeitsmarktpolitische Maßnahmen – erörtert.
Die Folgen der Armut trotz Erwerbstätigkeit seien gravierend, so Eurodiaconie. Betroffene Einzelpersonen und Familien seien oft mit schlechten Wohnbedingungen, einem erhöhten Risiko materieller Entbehrung und einem erhöhten Maß an Stress, Angst und Depressionsgefühlen konfrontiert.
Eurodiaconia fordere die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten auf, systematisch die Armut trotz Erwerbstätigkeit in alle Bemühungen zur Armutsbekämpfung einzubeziehen, den Schwerpunkt auf Weiterbildung, Umschulung und Zugang zu hochwertigen Arbeitsplätzen zu legen, wobei der Schwerpunkt auf rechtebasierten und personenzentrierten Ansätzen liegen sollte, den Zugang zu Kinderbetreuung und Langzeitpflegeeinrichtungen von hoher Qualität zu verbessern, die für alle verfügbar und erschwinglich sind, die Anbieter sozialer Dienstleistungen durch eine nachhaltige und angemessene Finanzierung zu stärken, die Richtlinie über angemessene Mindestlöhne vollständig umzusetzen und die Sozialschutzsysteme zu stärken, so die Mitteilung.