Eurodiaconia zum Tag der Betreuung und Pflege: Bericht fordert entschlossene Schritte gegen Personalnot

3. Nov. 2025

Der gesamteuropäische Diakonie-Dachverband Eurodiaconia legt zum Internationalen Tag der Betreuung und Pflege einen Befund zur Personalnot in der Langzeitpflege vor – mit konkreten Empfehlungen.

Zum Internationalen Tag der Betreuung und Pflege hat Eurodiaconia, der gesamteuropäische Diakonie-Dachverband, einen neuen Bericht zur Anwerbung und Bindung von Mitarbeitenden in der Langzeitpflege veröffentlicht. Der Verband verweist auf eine verschärfte Lage in vielen Ländern Europas: Die Nachfrage nach Leistungen steige, gleichzeitig blieben Stellen unbesetzt, was Einrichtungen spürbar unter Druck setze. Die Publikation vereint laut Mitteilung „Daten, Evidenz und Erfahrungen aus unseren Mitgliedsorganisationen, um die zentralen Herausforderungen, bewährten Verfahren und politischen Empfehlungen darzustellen“, so die Meldung.

Der Bericht trägt den Titel „Addressing the challenges in recruitment and retention of Care Workforce in Europe: Best practices across Diaconia organisations“ und setzt an zwei Stellen an: Er beschreibt strukturelle Hürden im Arbeitsalltag von Pflege- und Betreuungsteams und zeigt zugleich Wege auf, wie Trägerinnen und Träger sowie Politik die Attraktivität des Sektors erhöhen können. Genannt werden unter anderem ein Mangel an qualifizierten Bewerberinnen und Bewerbern, die anhaltend geringe gesellschaftliche Wertschätzung von Sorgearbeit, hohe Arbeitsbelastung bis hin zu Burnout, Gesundheitsrisiken, unplanbare Arbeitszeiten, zu tiefe Löhne und befristete Verträge sowie Fälle von verbaler oder physischer Aggression und fehlende Inklusionspolitik. Diese Faktoren verschärften die Fluktuation und erschwerten die Bindung erfahrener Fachkräfte, heisst es zusammenfassend.

Als Replik darauf versammelt der Bericht elf Praxisansätze aus Mitgliedsorganisationen: Von umfassenden Strategien zur Arbeitssicherheit und Gesundheitsprävention über strukturierte Mentoring-Programme, Kooperationen mit Schulen und Ausbildungsstätten, klare Laufbahnpfade und kontinuierliche Weiterbildung bis hin zu verbesserten Dienstplanmodellen, digitaler Entlastung in der Dokumentation, partizipativen Führungsstilen, eigenen Ausbildungsstätten nordeuropäischer Mitglieder, verankerten Diversity- und Inklusionsprogrammen sowie sichtbarer Anerkennung der Berufsprofession. Ziel sei, die Bedingungen spürbar zu verbessern, um Fachkräfte zu halten und neue zu gewinnen.

Politisch richtet Eurodiaconia drei adressierte Handlungsappelle: An nationale und regionale Regierungen, die Pflegeberufe durch Kampagnen zu stärken, Investitionen und Löhne zu erhöhen, Fortbildungen zu fördern, Karriereleitern zu entwickeln und rechtliche Wege für eine ethische internationale Rekrutierung zu erleichtern; an die Europäische Kommission, Qualifikationen stärker gegenseitig anzuerkennen, EU-Fonds gezielt für den Personalausbau zu nutzen, soziale Kriterien in der Beschaffung zu verankern und eine ehrgeizige, rechtebasierte Ziel- und Indikatorenarchitektur für die Langzeitpflege zu etablieren; sowie an Diensteanbieterinnen und die Zivilgesellschaft, inklusiv zu rekrutieren, Mitarbeitende an Entscheidungen zu beteiligen, grenzüberschreitendes Lernen zu fördern und Arbeitszeiten flexibler zu gestalten.

Der Bericht ordnet die Befunde in den europäischen Kontext ein: Eine alternde Bevölkerung lasse den Bedarf an Langzeitpflege bis 2050 stark wachsen, während die Personaldecke dünner werde. Aus Sicht des Verbandes zeigt sich: Ohne bessere Rahmenbedingungen, Anerkennung und professionelle Entwicklung verliere der Sektor weiter an Anziehungskraft – mit Folgen für Qualität, Verlässlichkeit und Würde der Versorgung.