Frauen im Alter von 25 bis 64 Jahren kamen 2024 laut Schweizerischer Arbeitskräfteerhebung auf eine Gesamtbelastung von 61,1 Wochenstunden, Männer derselben Altersgruppe auf 57,8 Stunden. Entscheidend ist jedoch die Aufteilung: 62 Prozent dieser Zeit entfielen bei den Frauen auf Tätigkeiten ohne Entlohnung, „darunter durchschnittlich 36,5 Stunden Haus- und Familienarbeit sowie 1,4 Stunden Freiwilligenarbeit“, so die Erhebung. Männer verbrachten 42 Prozent ihrer Arbeitszeit unbezahlt; sie investierten wöchentlich 24,3 Stunden in Haushalt, Familie und Ehrenamt, standen dafür aber 33,5 Stunden erwerbstätig im Einsatz.
Auf das gesamte Jahr hochgerechnet summiert sich die unbezahlte Arbeit der ständigen Wohnbevölkerung ab 15 Jahren auf 12 189 Millionen Stunden. Davon leisten Frauen 7 275 Millionen Stunden und damit gut 48 Prozent mehr als Männer, deren Anteil 4 914 Millionen Stunden beträgt. Besonders gross ist der Abstand bei klassischen Hausarbeiten: Von den insgesamt 9 814 Millionen Stunden übernehmen Frauen knapp 5 847 Millionen, Männer 3 966 Millionen.
Wie stark sich diese Differenz im Alltag niederschlägt, zeigt eine Detailauswertung des BFS zu Haushaltsaufgaben. Über alle Haushalte hinweg kommen Frauen auf durchschnittlich 32,4 Stunden Haus- und Familienarbeit pro Woche, Männer auf 22,0 Stunden. Beim Kochen liegt der Abstand mit 9,5 zu 5,9 Stunden besonders weit auseinander; auch Putzen (5,2 vs. 2,7 Stunden) und Waschen (6,0 vs. 2,6 Stunden) lasten deutlich häufiger auf den Schultern der Frauen. Einzige Ausnahme sind handwerkliche Tätigkeiten, bei denen Männer mit 5,5 Stunden knapp doppelt so viel Zeit aufwenden wie Frauen.
Ehrenamtlich engagiert sich laut BFS knapp jede dritte Person: Im Schnitt investieren Freiwillige pro Woche 3,9 Stunden, Frauen 4,2 Stunden und Männer 3,5 Stunden. Institutionalisierte Freiwilligenarbeit – etwa in Vereinen oder politischen Parteien – macht bei Männern mit 2,8 Stunden den grösseren Teil aus, während Frauen stärker in informellen Formen wie Nachbarschaftshilfe aktiv sind.
Die Statistik untermauert, dass die höhere Teilzeiterwerbstätigkeit von Frauen nicht auf geringeren Arbeitseinsatz hindeutet, sondern auf eine Verschiebung in den unentgeltlichen Bereich. Fachleute warnen seit Jahren, dass diese Mehrfachbelastung langfristig Einkommens- und Rentenlücken nach sich zieht. Massnahmen wie bezahlbare Kinderbetreuung, ausgebauter Vaterschaftsurlaub oder steuerliche Anreize für eine fairere Aufteilung der Hausarbeit gelten daher als Schlüssel, um den «Gender Care Gap» schrittweise zu schliessen.