Für viele Menschen mit Behinderungen sind elektronisch betriebene Hilfsmittel unverzichtbar

30. Sep 2022

Ein Strommangel würde Menschen mit Behinderungen empfindlich treffen, so der Dachverband der Behindertenorganisationen der Schweiz, Inclusion Handicap. Der Bund müsse die besonderen Bedürfnisse berücksichtigen.

Die Schweiz steht bezüglich Energieversorgung in diesem Winter vor grossen Herausforderungen, so Inclusion Handicap in einer Medienmitteilung. Laut Bundesamt für Bevölkerungsschutz sei eine Strommangellage im Winter aktuell das grösste nationale Risiko. Besonders betroffen davon wären auch Menschen mit Behinderungen: Viele seien auf elektronische Hilfsmittel angewiesen – ein Strommangel würde sie besonders hart treffen. Inclusion Handicap, der Dachverband der Behindertenorganisationen, erwarte deshalb, dass Sicherheit und Autonomie von Menschen mit Behinderungen bei der Massnahmenplanung des Bundes von Anfang an hoch priorisiert würden.

Ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden sollte heute trotz Behinderung Standard sein. Dies entspreche der Uno-Behindertenrechtskonvention, welche die Schweiz unterzeichnet habe, so die Mitteilung weiter. Bei einer Strommangellage müssten daher die speziellen Bedürfnisse der Menschen mit Behinderungen unbedingt berücksichtigt werden. Die Liste der elektronischen Apparate, auf die Menschen mit einer Behinderung zum Teil angewiesen sind, sei lang. Ein unangekündigter Stromunterbruch hätte weitreichende oder sogar gefährliche Folgen.

Für unzählige Personen im Seniorenalter sehe die Lage ähnlich aus – fast 85% der über 80-jährigen lebten zu Hause. Mobilitätshilfen, Atem- oder Hörgeräte ermöglichten ihnen ein selbstbestimmtes Leben, so der Vervabd. Auch blinde und sehbehinderte Menschen nutzten Computer mit einer speziellen Software, die beim Navigieren auf Websites helfen und E-Mails oder Tageszeitungen vorlesen. Menschen mit geringem Sehvermögen seien zudem auf ausreichende Lichtquellen angewiesen – zuhause, wie auch nachts im öffentlichen Raum. Und auch Menschen ohne körperliche Beeinträchtigung wären betroffen: Für Menschen mit einer Angststörung könnten Stromausfälle eine erhebliche Stressquelle darstellen.

Ein lückenloser Stromzugang sei für viele Menschen mit Behinderungen also unentbehrlich. Trotz der geplanten Massnahmen des Bundes gebe es für diesen Winter aber keine Gewissheit. Bei einer Mangellage seien von Sparapellen über Kontingentierungen bis hin zur Netzabschaltung für einige Stunden verschiedene Massnahmen vorgesehen. Welche Rolle in den Überlegungen die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen spielen, bleibe bisher unklar.

Material

Medienmitteilung Inclusion Handicap