Globale Entwicklungsfinanzierung in der Krise – Brot für die Welt fordert klare Verpflichtungen

1. Juli 2025

Auf der 4. UN-Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung in Sevilla mahnt die deutsche Organisation Brot für die Welt mehr konkrete Schritte für die Erreichung der SDGs an.

Die globale Entwicklungsfinanzierung steht unter massivem Druck. Nur 17 Prozent der nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) seien derzeit auf Kurs, während weltweit über 700 Millionen Menschen in extremer Armut leben, so die deutsche Organisation Brot für die Welt in einer Mitteilung anlässlich der „Vierten Internationalen Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung“ der Vereinten Nationen (FfD4), die am 30. Juni 2025 in Sevilla begann. Besonders dramatisch sei, dass drei Milliarden Menschen in Ländern leben, die mehr Geld für den Schuldendienst aufwenden als für Gesundheit oder Bildung. Steuervermeidung und irreguläre Finanzflüsse entziehen ärmeren Ländern zudem dringend benötigte Einnahmen. Laut Schätzungen fehlen jährlich rund vier Billionen US-Dollar, um die SDGs bis 2030 zu erreichen. Gleichzeitig gingen die weltweiten Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit zurück, heisst es weiter.

Brot für die Welt sieht insbesondere Deutschland in der Pflicht: „Das Ziel, 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für öffentliche Entwicklungszusammenarbeit aufzuwenden, ist im Abschlussdokument erneut verankert. Deshalb muss die Bundesregierung ihre internationale Verantwortung wahrnehmen und in den anstehenden Verhandlungen über den Bundeshaushalt die geplanten Kürzungen bei der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe zurücknehmen“, fordert Mareike Haase, Leiterin des Referats Welternährung und soziale Rechte bei Brot für die Welt.

Die Erwartungen an die Konferenz in Sevilla seien hoch gewesen – vor allem hinsichtlich einer Aufstockung öffentlicher Finanzmittel, einer gerechten internationalen Steuerpolitik und Lösungen für die Schuldenkrise im Globalen Süden. Dass sich die Staatengemeinschaft trotz geopolitischer Spannungen und eines demonstrativen Rückzugs der USA auf ein gemeinsames Abschlussdokument einigen konnte, wertet Brot für die Welt als wichtiges Signal für multilaterale Zusammenarbeit. Der sogenannte „Compromiso de Sevilla“ enthalte zentrale Zusagen, darunter die Einleitung eines Prozesses auf UN-Ebene zur Reform der internationalen Schuldenarchitektur sowie Unterstützung für Länder des Globalen Südens beim Aufbau sozialer Sicherungssysteme, auch in Krisenzeiten. Ebenso finde die Besteuerung von Superreichen im Text Erwähnung.

Doch bleibt Brot für die Welt kritisch: Die Vereinbarungen gingen nicht weit genug, die Pläne seien insgesamt zu vage, so Mareike Haase: „Die Verhandlungen über das Abschlussdokument von Sevilla waren eine vielleicht letzte Gelegenheit für die internationale Gemeinschaft, die nachhaltigen Entwicklungsziele der Agenda 2030 noch auf Kurs zu bringen. Aber leider wurde diese Chance für mehr globale Gerechtigkeit nicht ergriffen, etwa im Hinblick auf schnelle und faire Regelungen zur Entschuldung und zu Schuldenerlassen.“ Das bedeute konkret, dass Millionen Menschen weiter in Hunger und Armut leben müssten und sich die Welt von der Lösung der Klimakrise entferne.

Von den beteiligten Regierungen erwartet Haase nun, dass die Zusagen in konkrete nächste Schritte münden. Deutschland müsse sich hier besonders engagieren: „Die Bundesregierung sollte sich insbesondere in die Verhandlungen zu einer UN-Steuerrahmenkonvention mit einem klaren Ziel einbringen: Mehr Steuergerechtigkeit als zentraler Hebel für Entwicklungsfinanzierung“, so Haase abschliessend.