Fastenaktion Schweiz ruft zum Welternährungstag vom 16. Oktober zu entschlossenem Handeln gegen den weltweiten Hunger auf. Die Organisation spricht von einem „politischen und wirtschaftlichen Skandal“ und fordert griffigere Regulierungen für transnationale Unternehmen, die Respektierung bäuerlicher Rechte und die Förderung der Agrarökologie. In ihrer Mitteilung hält Fastenaktion fest: „Noch immer gehen viel zu viele Menschen im Globalen Süden hungrig ins Bett.“ Die Organisation erinnert daran, dass „obwohl wir global mehr als genug Nahrung produzieren, 673 Millionen Menschen unter chronischem Hunger“ leiden und „gar 2,6 Milliarden – also 28 Prozent der Weltbevölkerung – … von moderater oder schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen“ sind. Das von der Uno für 2030 gesetzte Ziel einer Welt ohne Hunger „scheint unerreichbar“, so die Mitteilung.
Hunger sei kein unabwendbares Schicksal, sondern „das Ergebnis politischer, wirtschaftlicher und sozialer Entscheidungen“, die ein globalisiertes, marktabhängiges und krisenanfälliges Ernährungssystem hervorgebracht hätten. Dazu gehörten Landraub, Preisspekulationen sowie die Expansion der Agrarindustrie und des Rohstoffabbaus, was Millionen Menschen ihres Rechts auf angemessene Ernährung beraube. Besonders betroffen seien Kleinbäuerinnen und -bauern, indigene Gemeinschaften, Frauen und Kinder, deren Zugang zu Land, Saatgut, natürlichen Ressourcen und grundlegenden Dienstleistungen häufig eingeschränkt sei. Als „wirksames Gegenmittel“ nennt Fastenaktion die Landwirtschaft auf agrarökologischer Basis, die mehr und gesündere Lebensmittel hervorbringe, die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krisen stärke und Ernährungssouveränität ermögliche, so die Mitteilung.
Mit Blick auf die Schweiz verweist Fastenaktion auf die nächste Verhandlungsrunde in Genf zum verbindlichen UN-Abkommen über transnationale Unternehmen und Menschenrechte. Die Schweiz nehme daran bisher nur als Beobachterin teil. Angesichts ihrer Rolle als Sitz zahlreicher multinationaler Unternehmen in der Agrar- und Lebensmittelindustrie sowie im Rohstoffsektor trage die Schweiz „eine besondere Verantwortung“. Eine aktivere Unterstützung der Vertragsverhandlungen würde die Glaubwürdigkeit der Schweizer Aussenpolitik stärken und ihren Verpflichtungen in Menschenrechten und nachhaltiger Entwicklung entsprechen. Darüber hinaus solle die Position der Schweiz mit der Erklärung der Vereinten Nationen über die Rechte der Bauern und anderer Menschen, die in ländlichen Gebieten arbeiten (UNDROP), übereinstimmen, an deren Verabschiedung die Schweiz mitgewirkt habe.
Fastenaktion erinnert daran, seit über 60 Jahren mit ländlichen Gemeinschaften in zahlreichen Ländern des Globalen Südens zusammenzuarbeiten, um eine menschen- und umweltfreundliche Landwirtschaft zu fördern und Hunger zu beenden. Den seit 1979 jährlich begangenen Internationalen Welternährungstag nutzt die Organisation zusammen mit Partnerinnen und Partnern, um auf Hunger und Ernährungsgerechtigkeit aufmerksam zu machen. In der Schweiz werden rund um den 16. Oktober mehrere öffentliche Veranstaltungen und Aktionen durchgeführt, darunter ein Escape-Room-Format, Film- und Diskussionsabende sowie ein Roundtable am Graduate Institute in Genf. Gemäss Mitteilung sollen diese Aktivitäten das Bewusstsein für strukturelle Ursachen des Hungers schärfen und politische Veränderungen anstossen.
