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“Isolation schützt und schadet gleichzeitig”

Jun 10, 2020 | Aktuelles - Corona, Archiv, Pflege

Gesundheit ganzheitlich betrachten und Kontakteinschränkungen weiter lockern: unter diesem Motto beschäftigt sich die Diakonie Österreich mit Langzeitfolgen von Corona-Isolationsmassnahmen in Pflegeeinrichtungen.

So verweist die Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser in einer Medienmitteilung auf das ethische Dilemma hin, Isolation schütze und schade gleichzeitig. Covid-19-Infektionen einzudämmen sei wichtig und richtig, gleichzeitig habe die Isolation aber problematische Folgen.

Angehörige nicht sehen zu können, verletze die Seele, so Moser. Menschen mit Demenz oder mit intellektuellen Beeinträchtigungen könnten oft nicht verstehen, was los sei. Sie würden verwirrter, Aggressionen und herausforderndes Verhalten steige, was wiederum medikamentöse Interventionen nach sich ziehen könne. 

Es brauche dringend eine Studie zu Langzeitfolgen von Kontakteinschränkungs- und Isolationsmassnahmen für die körperliche und seelische Gesundheit, wird die Diakonie-Direktorin zitiert. In der Phase der Lockerungen müsse abgewogen und gefragt werden, was verhältnismässig gewesen sei und welche problematischen Nebenfolgen in Kauf genommen werden könnten.

Problematische Auswirkungen der Corona-Krise sieht die Diakonie Österreich gemäss Meldung auch auf den Zugang zur Pflege. So habe sich in den letzten 30 Jahren ein Perspektivenwechsel vollzogen. Die Medizin sei nicht mehr die alleinige Leitwissenschaft für die Pflege. Gesundheit werde ganzheitlicher verstanden, die seelische und spirituelle Dimension, Wohlbefinden und Beziehungen seien in den Blick gekommen, wie auch Selbstbestimmung, soziale Teilhabe und Inklusion. Aktuell jedoch beobachte man eine erneute Medikalisierung durch infektiologische Betrachtungsweisen.