Die Zahl bleibe damit gegenüber den Vorjahren auf hohem Niveau stabil, so das Innendepartement in einer Medienmitteilung. Die Nationalität, Hautfarbe, körperliche Merkmale, Religion oder ethnische Herkunft seien die vermehrt auftretenden ethno-rassistischen Motive von erlebter Diskriminierung und Gewalt.
Personen mit Migrationshintergund seien überdurchschnittlich stark betroffen, unter ihnen liege der Anteil bei 40 Prozent. Auffallend seien dabei die Werte bei den 15-24-Jährigen. So gäben über 50 Prozent der Personen in dieser Altersgruppe an, Diskriminierung oder Gewalt erfahren zu haben. Gegenüber 2020 sei ihr Anteil von 48 auf 54 Prozent gestiegen.
Die Ergebnisse der Erhebung “Zusammen leben in der Schweiz” von 2022 zeigten, dass die bisherigen Trends weiter anhielten, so die Mitteilung weiter. Die Indexe zu Rassismus und Fremdenfeindlichkeit seien stabil und die negativen Einstellungen gegenüber Gruppen und Minderheiten nähmen weiter leicht ab. Negative Stereotype insbesondere gegenüber Musliminnen und Muslimen, aber auch Jüdinnen und Juden, hielten sich jedoch hartnäckig.
Mit 60 Prozent sei sich die Mehrheit der Schweizer Wohnbevölkerung einig, dass Rassismus in der schweiz ein aktuelles und ernstzunehmendes Problem darstelle. Der Bevölkerungsanteil, welcher der Meinung sei, dass die Massnahmen zur Rassismusbekämpfung nicht ausreichten, steige seit 2018 von 31 auf 34 Prozent tendenziell leicht an. Bei den 15-24-Jährigen seien es 2022 gar 47 Prozent.
Über den Beobachtungszeitraum hinweg nimmt der Anteil der Bevölkerung, der Rassismus für ein ernstes Problem hält, statistisch signifikant ab, und zwar um -6 Prozentpunkte zwischen 2016 und 2022 sowie um 11 Prozentpunkte zwischen 2010 und 2022.
Neben der Wahrnehmung von Rassismus wird auch die Wahrnehmung der Integration analysiert. In diesem Bereich finden im Jahr 2022 59% der Bevölkerung, also etwa sechs von 10 Personen, dass die Integration von Migrantinnen und Migranten in der Schweiz gut funktioniert.
58% denken, dass die Massnahmen der Rassismusbekämpfung ausreichend sind, 6% finden sie übertrieben und 34% meinen, sie seien ungenügend. 28% der Personen, die mit der Situation in Bezug auf die Rassismusbekämpfung nicht zufrieden sind, finden, dass der Staat Massnahmen ergreifen sollte. 21% denken, dass dies in der Verantwortung von Vereinen liegen sollte. 18% sind der Ansicht, dass die Massnahmen durch Politikerinnen und Politiker zu ergreifen sind.
60% halten die Integrationsmassnahmen für angemessen, 12% haben den Eindruck, dass zu viel und 27%, dass zu wenig getan wird. 52% der Personen, die mit der Situation in Bezug auf die Integration nicht zufrieden sind, finden, dass der Staat Massnahmen ergreifen sollte. 23% meinen, dass dies in der Verantwortung jedes und jeder Einzelnen liegt. 11% denken, dass dies Aufgabe von Vereinen ist.
Der Staat wird in beiden Bereichen am häufigsten als zuständiger Akteur genannt. In Bezug auf die Rassismusbekämpfung sehen die meisten jede bzw. jeden Einzelnen in der Verantwortung, während hinsichtlich Integration vermehrt auf die Initiative von Vereinen gezählt wird.
Rassismus wird als wichtiges soziales Problem betrachtet, dessen Bekämpfung zu einem wichtigen Teil in der Verantwortung jedes einzelnen liegt. Inwiefern ist die Bevölkerung bereit, sich in diesem Feld durch konkrete Aktionen zu engagieren?
Fast 80% der Bevölkerung erklärt sich bereit, sich persönlich gegen Rassismus zu engagieren, durch mindestens eine konkrete Aktion wie die Unterzeichnung einer Petition, die Meldung rassistischer Äusserungen im Internet oder die Teilnahme an einer Demonstration.
In konkreten Situationen – “racial profiling”, rassistische Handlungen in öffentlichen Verkehrsmitteln oder an der Arbeit – liegt der Teil der Bevölkerung, der in allen drei Fällen bereit ist einzugreifen um der betroffenen Person zu helfen, bei 8%.
Die Bereitschaft, bei einer rassistischen Handlung einzugreifen, ist somit zehnmal geringer als die Bereitschaft, sich zu engagieren (8% gegenüber 80%).
Die Erhebung “Zusammenleben in der Schweiz” liefert laut Mitteilung seit über 10 Jahren Erkenntnisse zu gesellschaftlichen Entwicklungen in Bezug auf Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung. Die Erhebung wird im Auftrag der Fachstelle für Rassismusbekämpfung und dem Staatssekretariat für Migration vom Bundesamt für Statistik durchgeführt.
Vor dem Hintergrund der Vielfalt soll die Erhebung zum Zusammenleben in der Schweiz (ZidS) ein verlässliches Bild des Zusammenlebens verschiedener Bevölkerungsgruppen in der Schweizer Gesellschaft zeichnen, so das Bundesamt für Statistik. Sie sammelt Informationen zur Akzeptanz, zur Ablehnung und zur Integration bestimmter Bevölkerungsgruppen. Dank der Erhebung können ausserdem gesellschaftliche Entwicklungen in Bezug auf Rassismus, Fremdenfeindlichkeit oder Diskriminierung verfolgt werden. Die erfassten Daten bilden die Grundlage für das Monitoring von gesellschaftlichen Veränderungen sowie für vertiefte Studien. Sie dienen der Politik zudem als Lenkungshilfe in den Bereichen Integration und Bekämpfung von rassistischer Diskriminierung.
Die Erhebung wird im Rahmen der Omnibus-Mehrthemenbefragungen des Bundesamtes durchgeführt. Es handelt sich um eine Stichprobenerhebung bei 3000 Personen. Die Personen werden nach dem Zufallsprinzip aus dem Stichprobenregister SRPH des BFS gezogen. Da die Erhebung auf einer Mixed-Mode-Methode beruht, können die Erhebungsteilnehmenden zwischen einem Online-Fragebogen (CAWI) und einer computergestützten telefonischen Befragung (CATI) wählen.