Das Berner Generationenhaus, eine Institution der Burgergemeinde Bern, hat in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Sotomo bereits zum vierten Mal das Generationen-Barometer durchgeführt und wirft damit einen intensiven Blick auf die Stimmungen, Wünsche und Sorgen verschiedener Altersgruppen in der Schweiz. Die Ergebnisse für das Jahr 2025 zeichnen ein bemerkenswert zwiespältiges Bild: Einerseits herrscht nach wie vor eine hohe Lebenszufriedenheit, andererseits breitet sich quer durch die Generationen ein spürbarer Zukunftspessimismus aus, der vor allem die Jüngeren erfasst. Im Zentrum stehen Fragen nach Gemeinschaft und Spaltung, Arbeit und Erfüllung, Vermögen und Erbschaften sowie dem Ausblick auf die kommenden Jahrzehnte. Wer heute jung ist, fühlt sich immer weniger imstande, politisch und gesellschaftlich etwas zu bewirken. Viele ältere Menschen blicken mit dem Wissen um die eigene Lebenszufriedenheit eher gelassen auf aktuelle Entwicklungen, während Junge stärker befürchten, von den Problemen kommender Jahre überwältigt zu werden.
Die repräsentative Studie, an der 2754 Personen zwischen dem 18. September und 7. Oktober 2024 teilnahmen, spiegelt dieses Spannungsfeld sehr genau wider. Zwar liegt die allgemeine Zufriedenheit im Alltag und im persönlichen Umfeld auf hohem Niveau: Knapp 87 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer sagen, sie seien mit ihrem Leben eher oder sogar sehr zufrieden. In der Generation über 55 Jahren klettert dieser Wert sogar auf 94 Prozent. Dennoch zeigen sich bei den jüngeren Altersgruppen seit den letzten Erhebungen Anzeichen einer wachsenden Unzufriedenheit – wenngleich diese Zahlen im Vergleich zum Ausland nach wie vor sehr moderat sind. Gleichzeitig konstatiert die Studie, dass viele Jüngere sich nicht mehr in der Rolle sehen, politisch oder gesellschaftlich etwas grundlegend zu verändern. Fast neun von zehn unter 35-Jährigen glauben, nur geringen Einfluss auf die Zukunft der Schweiz und ihrer Institutionen zu haben. In diesem paradoxen Befund – hohe persönliche Zufriedenheit, aber schwindender Glaube an eine bessere Zukunft – liegt eine der Hauptaussagen des Generationen-Barometers 2025.
Interessant ist zudem, dass das pessimistische Bild von morgen nicht nur junge Menschen umtreibt. Zwar geben 79 Prozent der unter 36-Jährigen an, eher schwarz zu sehen, wenn sie in die nächsten drei Jahrzehnte blicken, doch auch in der mittleren und höheren Altersgruppe bleibt das grundsätzliche Vertrauen in künftige Entwicklungen verhalten: Insgesamt 71 Prozent der Befragten aller Jahrgänge äußern sich vorsichtig bis negativ darüber, ob das Jahr 2055 zuversichtlich stimmen kann. Es ist ein Indiz für eine generelle Verunsicherung, deren Ursachen in vielen Fällen mit den jüngeren Krisenerfahrungen zusammenhängen mögen – von weltweiten militärischen Konflikten bis hin zu wirtschaftlichen Sorgen und Klimawandel. Der Blick richtet sich dabei längst nicht nur auf die großen globalen Fragen. Auch innerhalb der Schweiz sehen zwei Drittel der Menschen ein Auseinanderdriften zwischen verschiedenen Gruppen der Bevölkerung, insbesondere zwischen politisch links und rechts, zwischen Reich und Arm und zwischen Stadt und Land. Inzwischen hat sich außerdem ein knappes Drittel darauf festgelegt, dass die Grenzen zwischen Jung und Alt spürbarer geworden sind. Auffällig ist hierbei ein starker Generationen-Effekt in der Wahrnehmung der Kluft: Fast die Hälfte der unter 26-Jährigen glaubt an ein spürbares Auseinanderdriften zwischen jüngeren und älteren Menschen, während nur etwa 15 Prozent der über 75-Jährigen dies ebenso empfinden.
Trotz dieser Skepsis, die sich durch viele Antworten zieht, bleibt der Alltag der meisten Menschen in der Schweiz von einem gewissen Grundoptimismus und einem funktionierenden Zusammenleben geprägt. Ein beachtlicher Teil der Befragten, so zeigen die Zahlen, schätzt den Zusammenhalt in ihrem persönlichen Umfeld nach wie vor als hoch ein und bemerkt auch, dass soziale Kontakte, Familie und Partnerschaft zu den Hauptfaktoren für die eigene Zufriedenheit gehören. Bei den jungen Befragten gewinnt zudem die persönliche Weiterentwicklung, das Ausleben von Hobbys und die Suche nach sinnhaften Erfahrungen an Bedeutung. Auffällig wird allerdings, dass die Weltlage und die Nachrichten über politische und wirtschaftliche Turbulenzen fast drei Viertel der Schweizerinnen und Schweizer zumindest gelegentlich in eine Art Unbehagen versetzen. Die Diskrepanz zwischen privater Geborgenheit und globalen Unsicherheiten vergrößert sich. Der Gedanke an die eigene finanzielle Absicherung bleibt ebenfalls ein konstantes Thema – besonders, wenn man die Arbeitswelt und das Generationen-Miteinander betrachtet.
Ein großes Kapitel des Generationen-Barometers 2025 widmet sich der Frage, wie die unterschiedlichen Altersgruppen Arbeit definieren und worin sie, trotz aller Berufstätigkeit, ihren Erfolg oder ihre Erfüllung sehen. Besonders markant ist, dass immer noch etwa die Hälfte der Befragten eine primär materielle Motivationslage hat: Für 44 Prozent ist Arbeit in erster Linie dazu da, den Lebensunterhalt zu sichern. Für die übrigen 50 Prozent steht eher die Sinnhaftigkeit im Vordergrund: Sie sehen ihre Arbeit als Möglichkeit, sich zu verwirklichen, etwas zu bewirken oder ein Umfeld zu erleben, in dem Wertschätzung und Gemeinschaft zählen. Gerade bei den 18- bis 25-Jährigen scheinen immaterielle Aspekte der Arbeit einen hohen Stellenwert zu haben – vermutlich auch, weil viele von ihnen noch in der Ausbildungsphase stecken und nicht zwingend das Gefühl haben, sich finanziell bereits komplett selbst tragen zu müssen. Die sogenannten „klassischen“ Statussymbole wie Macht und Prestige finden dagegen nur wenig Rückhalt, wenn es darum geht, was die Menschen in der Schweiz mit beruflichem Erfolg assoziieren. Viel wichtiger ist, dass man Freude an der Tätigkeit hat, Fortschritte macht, Verantwortung übernimmt oder ein selbstbestimmtes Arbeitsumfeld genießt.
Trotz dieser betonten Sinnsuche am Arbeitsplatz bleibt die Vereinbarkeit von Familie und Karriere für viele Befragte, vor allem im Alter von Mitte zwanzig bis Mitte vierzig, eine echte Herausforderung. Gut ein Drittel in diesem Lebensabschnitt ist unzufrieden mit der Work-Life-Balance und nennt explizit die hohe Doppelbelastung als Grund dafür. Interessanterweise spielt das Streben nach Homeoffice und flexiblen Arbeitsmodellen gerade dann eine bedeutende Rolle, wenn Menschen ihre Zeit zwischen beruflichen und familiären Aufgaben aufteilen müssen. Junge Menschen, die noch keine Kinder haben, scheint das Thema Work-Life-Balance weniger zu beschäftigen als die mittlere Generation, die mit familiären Verpflichtungen konfrontiert ist. Im höheren Alter – jenseits des fünfzigsten oder gar sechzigsten Lebensjahres – tritt die Sorge um die eigene Gesundheit und die Frage nach dem Sinn des Weiterarbeitens in den Vordergrund.
Eine andere Facette des Miteinanders im Beruf wird durch die Frage nach Altersdiskriminierung beleuchtet. 43 Prozent der Befragten geben an, in den letzten fünf Jahren irgendeine Form von Benachteiligung aufgrund ihres Alters gespürt zu haben, und zwar zum größten Teil am Arbeitsplatz. Während Jüngere den Eindruck haben, man traue ihnen zu wenig zu oder nehme sie nicht ernst, erleben Ältere oft eine Abwertung ihrer Kompetenzen oder sehen sich mit Schwierigkeiten bei Bewerbungsgesprächen und Karriereaufstieg konfrontiert. Diese Erfahrungen sind ein Spiegel der sich wandelnden Arbeitswelt, in der derzeit mehrere Generationen nebeneinander tätig sind. Die Fähigkeit, Vorurteile abzubauen und Wertschätzung über alle Lebensphasen hinweg zu pflegen, ist dabei eine zentrale Herausforderung, wenn es um die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen und Institutionen geht.
Im Zuge der immer wieder aufflammenden Diskussionen zur Altersvorsorge untersucht das Generationen-Barometer 2025 auch verschiedene Reformideen. Eine Kopplung von Arbeitszeitverkürzung und Rentenaltererhöhung – also weniger Wochenstunden, dafür ein späterer Eintritt in den Ruhestand – lehnen 64 Prozent ab. Deutlich mehr Zuspruch (62 Prozent) erfährt hingegen das Modell einer Lebensarbeitszeit, bei dem es nicht ein fixes Pensionierungsalter gibt, sondern die Anzahl geleisteter Arbeitsjahre maßgeblich ist: Wer früh zu arbeiten beginnt, könnte auch früher in Rente gehen, wer später ins Berufsleben einsteigt, müsste womöglich bis ins höhere Alter tätig sein. Diese Idee bewerten vor allem diejenigen positiv, die bereits lange Berufserfahrung haben, während die ganz Jungen, die oft studieren oder eine längere Ausbildungszeit aufbringen, etwas skeptischer reagieren. Sie befürchten womöglich, dass sich daraus Nachteile für jene ergeben, die erst nach mehreren Bildungsjahren zum ersten Mal in ein Anstellungsverhältnis treten.
Obwohl ein gewisses Bedürfnis nach Reformen in der Bevölkerung spürbar ist, zeigen die konkreten Zahlen, dass man vor allzu tiefen Eingriffen in die Generationenabkommen eher zurückschreckt. Auch in anderen politischen Feldern wie dem Vorschlag, das Stimmrecht auf 16 Jahre zu senken, zeigt sich eine deutliche Ablehnung: Drei Viertel der Befragten sind dagegen. Dieser Wert steigt interessanterweise auch bei den jungen Erwachsenen selbst, die offenbar den Schritt ins Erwachsenenalter traditionell an die Volljährigkeit geknüpft sehen und kein starkes Bedürfnis nach einer früheren Wahl- und Stimmabgabe haben. Gleichzeitig geht die Diskussion um einen obligatorischen Gemeinschaftsdienst für alle Geschlechter und Altersklassen ab 18 Jahren in eine ganz andere Richtung. Die Vorstellung, dass alle jungen Menschen einige Zeit für gemeinnützige Aufgaben, Zivilschutz oder Militär aufwenden, wird von rund zwei Dritteln grundsätzlich begrüßt. Allerdings äußern auch hier die unter 35-Jährigen in der jüngsten Studie mehr Vorbehalte als noch vor zwei oder drei Jahren.
Das Generationen-Barometer 2025 widmet sich zudem intensiv der Frage, wie sich Vermögen in der Schweiz von einer Generation auf die nächste überträgt. Erbschaften sind für viele Haushalte der größte finanzielle Meilenstein, etwa bei der Realisierung von Wohneigentum. Die Studie betont, dass über die Hälfte der Menschen in der Schweiz glaubt, heute könne man Häuser oder Wohnungen kaum noch ohne geerbtes Geld erwerben. Trotzdem stößt die Idee, eine Erbschaftssteuer auf nationaler Ebene einzuführen, auf keine Mehrheit. Die Befragten sorgen sich eher darum, selbst bewohntes Wohneigentum oder Vermögen, das an direkte Nachkommen geht, steuerlich zu schützen. Gleichzeitig wünschen sie sich aber auch eine gewisse Fairness, sodass die zu stark auseinanderklaffende Vermögensverteilung nicht sämtliche Lebenschancen von Erbenden und Nicht-Erbenden festschreibt. Zahlreiche Befragte geben an, über das Erbe ihrer Eltern kaum genau Bescheid zu wissen und zeigen eine diffuse Mischung aus Hoffnung, Erwartungen und Besorgnis. In manchen Fällen führt fehlende Kommunikation bereits zu Konflikten innerhalb der Familie. Das Barometer hält immerhin fest, dass knapp ein Zehntel schon einmal Erbstreitigkeiten erlebt hat oder sie für möglich hält.
In diesem Zusammenhang geht es nicht nur um materielle Aspekte, sondern auch um das, was man als „psychologisches Erbe“ bezeichnen könnte: Werte, Traditionen, Lebensentwürfe, die Eltern und Großeltern an Jüngere weitergeben. Die Studie verdeutlicht, dass ein überwiegender Teil der Befragten die Familie als wichtigste Instanz der Wertevermittlung betrachtet – häufig wird hier die Rolle der Mutter sogar noch ein wenig höher eingeschätzt als die des Vaters. Begriffe wie Ehrlichkeit, Verantwortungsbewusstsein und Selbstständigkeit tauchen in diesem Zusammenhang besonders häufig auf. Wer sich seiner Wurzeln bewusst ist und eine positive Identifikation mit dem familiären Hintergrund hat, empfindet das Erbe aus Sitten und Ritualen häufig als Bereicherung. Wo indes Konflikte, Unausgesprochenes und gegenseitige Verletzungen liegen, kann das Thema Erbe schnell eine emotionale Schieflage erzeugen.
Vergleicht man die jetzt vorliegenden Ergebnisse mit denen der ersten Studien aus den Jahren 2020, 2021 und 2022, so lassen sich sowohl Kontinuitäten als auch spürbare Veränderungen feststellen. Konstante Befunde sind vor allem der stabile Wert der persönlichen Zufriedenheit und die hartnäckige Spaltung in politischen und gesellschaftlichen Lagern. Neu hinzugekommen oder zumindest verschärft hat sich das Gefühl, dass in naher Zukunft Krisen eskalieren könnten. Ein größerer Teil als je zuvor rechnet etwa mit einem bewaffneten Konflikt zwischen Israel und Iran oder sogar mit einem Angriff auf ein EU-Land. Auch die Debatte um digitale Technologien wie TikTok oder Smartphones in Schulen hat an Fahrt aufgenommen und schlägt sich in den hohen Zustimmungswerten für Verbote nieder. Über zwei Drittel sind für ein TikTok-Verbot in der Schweiz – und dies, obwohl gerade junge Leute diese Plattform häufig nutzen. Dass selbst in der Gruppe der 18- bis 25-Jährigen 60 Prozent ein Verbot zumindest befürworten, verwundert insofern, als diese Plattform weltweit oft als Sinnbild jugendlicher Kurzvideos wahrgenommen wird.
Vor dem Hintergrund all dieser Resultate stellt sich für das Berner Generationenhaus die zentrale Frage, wie es weitergehen kann mit dem Zusammenleben von Jung und Alt. Der Auftrag der Institution ist es, einen Raum des Austauschs zu schaffen und aufzuzeigen, dass trotz aller Unterschiede zwischen den Generationen ein gemeinsamer sozialer Kitt besteht. Gerade in Zeiten, in denen sich die Jungen sorgenvoller zeigen, könnte eine offene Diskussion helfen, Ängste abzubauen, Verständnis für die Perspektive anderer zu gewinnen und die Zusammenarbeit zu stärken. Auch wenn sich der politisch-institutionelle Rahmen nur schrittweise ändert, können zivilgesellschaftliche Impulse wirken, indem sie neue Brücken bauen.
Besonders wichtig werden diese Erkenntnisse auch für die kirchliche und sozialdiakonische Landschaft in der Schweiz. Reformierte Sozialdiakonie, so betont das Generationen-Barometer 2025, kann Anknüpfungspunkte bieten, indem sie jungen Menschen, die sich ohnmächtig fühlen, Foren zur Mitbestimmung eröffnet, in denen sie tatsächlich Einfluss nehmen können. Dabei geht es nicht zwangsläufig um parteipolitische Partizipation, sondern um gemeinsame Projekte im Gemeinwesen, um praktische Hilfsinitiativen oder Jugendausschüsse, die im Zusammenspiel mit älteren Generationen Verantwortung übernehmen. Auch Familienberatung und Mediation könnten Auswege aus Erbstreitigkeiten aufzeigen und Begegnungsräume für Familien schaffen, die sich über die eigene finanzielle und psychologische Erbschaft austauschen wollen.
Letztlich kann das Thema Arbeit und Sinnsuche nicht nur in Betrieben verhandelt werden. Die Kirche und andere zivilgesellschaftliche Akteure können dazu beitragen, neue Formen der Lebensbegleitung anzubieten, in denen Menschen aller Altersgruppen über ihre Lebensentwürfe nachdenken, sich gegenseitig unterstützen und vielleicht gemeinsam Projekte realisieren, die dem Zusammenhalt dienen. In der Tat wirbt das Generationen-Barometer 2025 für einen ganzheitlichen Blick, der vom familiären Erbe über die politischen Reformdebatten bis zur persönlichen Arbeitsplatz- und Karrieregestaltung reicht.
Genau an dieser Schnittstelle will das Berner Generationenhaus ansetzen: Es möchte zeigen, dass sich Generationenbeziehungen gestalten lassen, statt sie als festgeschrieben zu betrachten. Generationenverträge und Familienbande, die jahrzehntelang gut funktionieren, beruhen darauf, dass sich die Menschen immer wieder neu miteinander verständigen, sich zuhören und die unterschiedlichen Bedürfnisse respektieren. Dass ein Großteil der Schweizer Bevölkerung durchaus zufrieden ist und nur eine Minderheit familiäre Konflikte rund um das Erbe erlebt, kann Hoffnung stiften. Es zeigt, dass bereits viele Familien miteinander kommunizieren. Trotzdem wird ersichtlich, wie groß das Potenzial für Missverständnisse sein kann, wenn es ans Eingemachte geht – nämlich um Geld, Eigentum und die Gestaltung des Lebensabends.
Ein weiteres, häufig unterschätztes Thema ist dabei auch der Wunsch vieler Menschen, nach dem Rentenalter weiterhin aktiv zu bleiben. Wer kurz vor 65 oder 66 steht, denkt oft anders über den Wert der eigenen Arbeitskraft, als Jüngere, die sich ein hohes Alter mit körperlichen Einschränkungen vorstellen. Zahlreiche ältere Befragte im Generationen-Barometer geben an, sich geistig fit zu fühlen, ihren Job zu mögen und vielleicht noch ein paar Jahre länger tätig bleiben zu wollen. Das ist eine Entwicklung, die das herkömmliche Bild von der abrupten Pensionierung in Frage stellt. Gleichzeitig bedarf es flexibler Lösungen, um Gesundheit und Lebensfreude zu erhalten, denn ebenso viele Menschen fürchten, im Alter einfach keine Energie oder keine gesundheitlichen Ressourcen mehr zu haben, um sich über die reguläre Rente hinaus beruflich einzubringen.
Als Fazit betont das Generationen-Barometer 2025, dass es in der Schweiz offenbar einen tief verankerten Grundstock an Zufriedenheit und Lebensmut gibt, der nicht so leicht von globalen Schreckensmeldungen oder ökonomischen Sorgen erschüttert wird. Doch zugleich bröckelt das Vertrauen in die Möglichkeit, die eigene Zukunft selbstbestimmt in die Hand zu nehmen. Diese Erfahrung erleben insbesondere Jüngere, die vermehrt in der ökologischen Krise oder in den Folgen geopolitischer Spannungen unlösbare Herausforderungen sehen. Ein gesellschaftliches Klima, das sie dabei unterstützt, ihre Ideale und Vorstellungen einzubringen, könnte dem entgegenwirken und die gegenseitige Solidarität zwischen den Generationen bekräftigen.
Insgesamt liefert das Generationen-Barometer 2025 damit eine ebenso differenzierte wie aufschlussreiche Momentaufnahme, die an den ambivalenten Punkten des menschlichen Zusammenlebens ansetzt: einerseits die private Gelassenheit und das hohe Vertrauen in die eigene Zufriedenheit, andererseits der beunruhigte Blick in die Welt, das Gefühl der Machtlosigkeit und der Eindruck, dass sich gesellschaftliche Risse vertiefen. Wer an einer guten Zukunft der Schweiz interessiert ist – sei es in Politik, Wirtschaft, Kirche oder Bildungssektor –, kann aus den Zahlen und Aussagen des Barometers lernen, wie wichtig es sein wird, offene Gesprächsräume für alle Generationen anzubieten. In diesen Räumen lässt sich über Reformvorschläge sprechen, ohne dass sofort die einen gewinnen und die anderen verlieren. Gerade in einer Zeit, in der persönliche Sicherheit und gesellschaftliche Spannung enger zusammenrücken, braucht es Orte, an denen Menschen verschiedener Lebensalter zusammenkommen, sich gegenseitig bestärken und Sorgen teilen, und so am Ende doch mit einem Funken Optimismus nach vorne blicken können.