Kinder und Jugendliche haben höchste Sozialhilfequote aller Altersgruppen

23. Okt. 2024

Eine neue wissenschaftliche Studie zeigt auf, dass die heutigen Unterstützungsleistungen für Kinder und Jugendliche in der Schweiz ungenügend sind und Lücken bei der Existenzsicherung bestehen, so die Charta Sozialhilfe Schweiz. Handlungsbedarf gebe es auch beim Einbezug der Kinder und Jugendlichen in der Sozialberatung.

Im Jahr 2022 wurden rund 76 000 Kinder und Jugendliche von der regulären Sozialhilfe unterstützt. Die Sozialhilfequote betrug bei den unter 18-jährigen 4,8 Prozent, was den höchsten Wert unter allen Altersgruppen darstellt, so die Charta Sozialhilfe Schweiz in einer Medienmitteilung.

Um die Situation dieser Personengruppe besser auszuleuchten, haben die SODK, die SKOS und die Städteinitiative Sozialpolitik eine Studie in Auftrag gegeben, welche erstmals ein umfassendes Bild der Situation von Kindern und Jugendlichen in der Sozialhilfe liefert. Die Studie kommt gemäss Mitteilung zum Schluss, dass bei der Höhe und der Ausgestaltung der Sozialhilfeleistungen Handlungsbedarf besteht.

Handlungsempfehlungen thematisieren Verbesserungen in der persönlichen Hilfe, so die Mitteilung weiter. Die Autorinnen und Autoren der Studie empfehlen, die spezifischen Bedürfnisse von Kindern vermehrt direkt anzusprechen, denn nur so können diese Bedürfnisse abgeklärt und bei der Bemessung der Sozialhilfeleistungen angemessen berücksichtigt werden, heisst es. Die befragten Fachpersonen betonen demnach, dass Kinder, die von der Sozialhilfe mitunterstützt werden, häufig Einschränkungen erfahren, insbesondere in Bezug auf ihre soziale Teilhabe sowie den Zugang zu schulischen Unterstützungsangeboten. Dadurch würden ihre Bildungschancen geschmälert.

Die vorliegende Studie zeige zum andern auf, dass auch in der materiellen Existenzsicherung Lücken bestünden. So seien die aktuellen Sozialhilfeleistungen für Kinder teilweise unzureichend, um ihnen einen angemessenen Lebensstandard zu gewährleisten.

Dabei lassen sich gemäss Studie grundsätzlich zwei Problemkreise unterscheiden. Erstens erhöht sich der Grundbedarf für jedes zusätzliche Kind in einem Haushalt zu wenig, sodass er vor allem bei Familien mit mehreren Kindern zu tief ist. Zweitens sehen die SKOS-Richtlinien für ein Kleinkind dieselben Unterstützungsleistungen vor wie für Jugendliche – anders als die Ergänzungsleistungen, welche die Leistungen nach Alter abstufen.

SODK, SKOS und die Städteinitiative Sozialpolitik haben die 14 Empfehlungen in ihren Gremien bereits diskutiert und im Kern gutgeheissen, so die Mitteilung weiter. Konkret habe die Sozialdirektorenkonferenz der SKOS den Auftrag erteilt, verschiedene Massnahmen zu prüfen: die Erhöhung des Grundbedarfs für Familien mit Kindern, eine nach Kindesalter abgestufte Bemessung des Grundbedarfs, die Vereinheitlichung der Praxis der situationsbedingten Förderleistungen für Kinder und generell die bessere und systematische Berücksichtigung kinderspezifischer Bedürfnisse in der Sozialhilfe.

Die Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren SODK, der Schweizerische Städteverband, die Städteinitiative Sozialpolitik, die Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe SKOS, das Schweizerische Rote Kreuz und die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft SGG haben im März 2019 gemeinsam die «Charta Sozialhilfe Schweiz» lanciert.