Die neue Nationale Kinderschutzstatistik zeigt, dass Schweizer Kinderkliniken 2024 insgesamt 2 084 Kinder und Jugendliche nach vermuteten oder bestätigten Misshandlungen betreuten – nur wenig weniger als der Höchstwert von 2023, aber klar mehr als 2022. Besonders ins Auge fällt der starke Anstieg körperlicher Übergriffe: 705 Fälle bedeuten einen Zuwachs um 153 gegenüber dem Vorjahr und markieren den höchsten jemals registrierten Wert. Gemäss Mitteilung kann diese Entwicklung sowohl auf eine tatsächliche Zunahme an Gewalt, etwa infolge steigender Belastungen der Erziehenden in Krisenzeiten, als auch auf eine verbesserte Erkennung und wachsende Meldebereitschaft zurückgehen.
Während körperliche Gewalt zunimmt, nahmen psychische Misshandlungen deutlich ab. 2024 wurden 437 entsprechende Fälle gemeldet, 229 weniger als im Vorjahr. Die Expertinnen und Experten betonen dennoch, dass alle Formen von Gewalt erhebliche Gesundheitsrisiken bergen und langfristige Folgen für die Entwicklung betroffener Kinder haben können. «Besonders junge Kinder bleiben stark gefährdet», so die Meldung. Nahezu jedes fünfte registrierte Opfer war jünger als ein Jahr; über 40 Prozent aller betroffenen Kinder hatten das sechste Lebensjahr noch nicht erreicht. Diese Zahlen unterstreichen, wie verletzlich Kleinkinder sind und wie wichtig frühe, leicht zugängliche Hilfsangebote sowie eine niederschwellige Beratung für Familien bleiben.
Besonders alarmierend ist der Tatort: Rund 70 Prozent der bekanntgewordenen Misshandlungen ereigneten sich laut Statistik im unmittelbaren familiären Umfeld – dort, wo Kinder Schutz und Geborgenheit erfahren sollten. Fachleute von Pädiatrie Schweiz fordern deshalb einen Ausbau präventiver Angebote, etwa durch aufsuchende Familienhebammen, Elternkurse sowie niederschwellige Beratungsstellen, die Mütter und Väter rasch entlasten. Zugleich brauche es klare, schweizweit einheitliche Meldewege für Fachpersonen in Spitälern, Schulen oder Kindertagesstätten, um Verdachtsfälle konsequent weiterzuleiten.
Die Datenerhebung erfolgte auf Basis einheitlicher Kriterien in 19 Kinderkliniken. Die kontinuierliche Erfassung seit 2011 ermöglicht verlässliche Vergleiche und verdeutlicht, dass Kinderkliniken zunehmend als wichtiges Element des Kinderschutzes fungieren. Fachpersonen mahnen, die hohen Fallzahlen nicht als reine Statistik zu sehen: Hinter jedem Eintrag stehe ein Schicksal, das unverzügliche und koordinierte Hilfe erfordere. Prävention, Früherkennung und Intervention müsse weiterhin prioritär behandelt, werden um körperliche und seelische Unversehrtheit aller Kinder dauerhaft zu gewährleisten, so die Meldung.