Mit einem neuen Leitfaden zum Schutz vor Missbrauch im Internet richtet sich Save the Children Deutschland an Schulen, Kindergärten, Vereine und weitere Institutionen, die Fotos und Videos von Kindern veröffentlichen. Anlass ist der zunehmende Missbrauch auch vermeintlich harmloser Alltagsaufnahmen durch pädokriminelle Täterinnen und Täter, wie die Organisation am 17. Juni mitteilt. Schon Aufnahmen von Kindern beim Eisessen, beim Sport oder beim Verkleiden würden häufig zweckentfremdet, auf Social Media gestohlen und in einschlägigen Foren sexualisiert kommentiert oder mit entsprechenden Hashtags versehen, so die Meldung.
Dabei seien es nicht nur explizite Inhalte, die in den Fokus von Täterinnen und Tätern gerieten. Fotos und Videos müssten nicht zwingend nackte Haut zeigen, um für pädokriminelle Täterinnen und Täter interessant zu sein, so die Organisation. Immer häufiger würden solche Inhalte zudem durch künstliche Intelligenz weiterverarbeitet und mithilfe sogenannter „Nudifier“ oder Deepnude-Generatoren sexualisiert verändert.
Im Mittelpunkt des Leitfadens steht daher die Sensibilisierung für Risiken bei der Veröffentlichung alltäglicher Aufnahmen von Kindern. Besonders betroffen seien nicht nur private Accounts von Eltern, sondern auch öffentliche Internetauftritte von Schulen, Horten, Kindergärten oder Sportvereinen. Ziel der neuen Publikation sei es, Verantwortlichen das nötige Wissen an die Hand zu geben, um fundierte Entscheidungen darüber zu treffen, welche Motive geteilt werden sollten – und welche besser nicht. Auch Save the Children wolle die eigenen Veröffentlichungen kritisch prüfen.
Kooperationspartner des Leitfadens ist die Plattform jugendschutz.net, das gemeinsame Kompetenzzentrum von Bund, Ländern und Landesmedienanstalten. Deren Bereichsleiterin Sexualisierte Gewalt, Jasmin Wahl, erklärt: „Die Sexualisierung von Aufnahmen, die Kinder und Jugendliche in alltäglichen Situationen zeigen, ist ein Phänomen, welches wir seit Jahren bei der Bearbeitung von Hinweisen und Recherchen beobachten – in zum Teil drastischen Ausprägungen.“ Angesichts neuer technischer Möglichkeiten zur Manipulation von Bildmaterial sei es umso wichtiger, das Bewusstsein für Risiken zu schärfen – besonders in Institutionen und Organisationen.
Der 36-seitige digitale Leitfaden basiert auf zahlreichen Gesprächen mit Fachpersonen aus dem Kinder- und Jugendschutz sowie der Polizei. Er bietet eine Vielzahl konkreter Beispiele, illustriert riskante und weniger riskante Bildmotive und gibt Empfehlungen zur Bildauswahl wie auch zu technischen Sicherheitsvorkehrungen. Ein weiteres Kapitel thematisiert die Rechte von Kindern, die durch die missbräuchliche Nutzung von Bildmaterial verletzt werden können. Die Publikation steht auf Deutsch und Englisch auf der Website von Save the Children zum Download bereit.