“Luft nach oben” bei Kampf gegen Menschenhandel

16. Sep 2022

Um Menschenhandel in seiner ganzen Breite besser bekämpfen zu können, müssen Arbeitsinspektoren intensiver ausgebildet werden, so ein vom Bundesamt für Polizei in Auftrag gegebener Bericht. Außerdem brauche es einen Straftatsbestand zur Arbeitsausbeutung.

Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung oder der Ausbeutung der Arbeitskraft mache in einer globalisierten Welt auch vor der Schweiz nicht halt. Internationale Überwachungsgremien kritisierten, dass es in der Schweiz erhebliche kantonale Unterschiede in der Bekämpfung von Menschenhandel gibt, so das von fedpol mandatierte Schweizerische Kompetenzzentrum für Menschenrechte SKMR im einem Bericht.

Die Autoren und Autorinnen des nun publizierten Berichts kämen zum Schluss, dass die einzelnen Kantone nicht alle die gleichen Risiken für Menschenhandel aufwiesen. Demnach weisen urban geprägte Kantone ein hohes Risiko für Menschenhandel auf, das massgeblich von der Grösse des Sexgewerbes mitbestimmt wird. Eher ländlichere und touristische Kantone könnten ein beträchtliches Risiko für Ausbeutung der Arbeitskraft aufweisen. In den meisten Kantonen seien die Massnahmen zur Bekämpfung des Menschenhandels dem jeweiligen Risiko angepasst.

Generell sei die Bekämpfung von Menschenhandel in der Schweiz noch stark auf die sexuelle Ausbeutung fokussiert, während Ausbeutungsrisiken in anderen Bereichen in vielen Kantonen zu wenig mitberücksichtigt würden. Hierzu schlägt der Bericht die Intensivierung der Ausbildungen von Arbeitsinspektoren und weiteren Akteuren, die mit potentiellen Opfern in Kontakt kommen könnten, die Vernetzung der relevanten Stellen und Organisationen, die Schaffung eines separaten Straftatbestands zur Arbeitsausbeutung sowie die Sensibilisierung der Bevölkerung vor.

Menschenhandel sei ein sogenanntes Kontrolldelikt: Er passiere im Versteckten und werde von der Öffentlichkeit in der Regel nicht wahrgenommen. Es brauche Kontrollen und Ermittlungen, um Fälle von Menschenhandel aufzudecken. Ohne die Aussagen der Opfer sei es zudem schwierig, gegen Menschenhändler zu ermitteln und sie vor Gericht zu bringen. Damit die Polizei und weitere Fachpersonen potentielle Opfer erkennen könnten und wüssten, wie in Verdachtsmomenten konkret vorzugehen sei, bräuchten sie spezifischer Kenntnisse und müssten Aus- und Weitergebildet werden, so die fedpol-Mitteilung zum Bericht.