Die neue Erhebung zu Sprache, Religion und Kultur des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigt ein breites mehrsprachiges Alltagsverhalten quer durch Lebensbereiche wie Familie, Arbeit und Internet. «Der Grossteil der Bevölkerung in der Schweiz ist der Meinung, dass es für den Zusammenhalt im Land wichtig ist, Kenntnisse in mehreren Landessprachen zu haben (86%).» Nahezu zwei Drittel nutzen zudem im Alltag regelmässig mehrere Sprachen, so die Mitteilung. Besonders ausgeprägt ist die Mehrsprachigkeit in der französischen Schweiz, wo sich 66 Prozent der Menschen als mehrsprachig bezeichnen. Mit zunehmendem Alter nimmt der Anteil ab: Bei den 15- bis 24-Jährigen liegt er bei 81 Prozent, bei den über 65-Jährigen bei 38 Prozent. Für Kinder und Jugendliche beginnt Mehrsprachigkeit häufig schon zu Hause: 38 Prozent hören im Elternhaus mindestens zwei Sprachen, 21 Prozent sprechen mit ihren Eltern mehrere Sprachen, gemäss Mitteilung des BFS.
Die Mehrsprachigkeit erschöpft sich nicht in den Landessprachen. «Englisch nimmt ebenfalls einen wichtigen Platz ein.» Es wird regelmässig verwendet und ist mit 44 Prozent die am weitesten verbreitete Nichtlandessprache. In der Deutschschweiz wird Englisch mit 45 Prozent sogar häufiger regelmässig genutzt als Französisch (15 Prozent), in der Westschweiz Englisch mit 41 Prozent häufiger als Deutsch (16 Prozent). Weitere häufig verwendete Nichtlandessprachen sind Spanisch (6 Prozent), Portugiesisch (4 Prozent) und Albanisch (4 Prozent). Regional zeigen sich klare Profile: Spanisch und Portugiesisch sind vor allem in der Westschweiz verbreitet (je 9 Prozent), während Albanisch sowie die BKMS-Sprachen – Bosnisch, Kroatisch, Montenegrinisch und Serbisch – eher in der Deutschschweiz anzutreffen sind (je 4 Prozent), so die Mitteilung.
Auch die Selbsteinschätzung der Sprachkompetenzen fällt differenziert aus. Gut die Hälfte (52 Prozent) der 15- bis 64-Jährigen ohne Englisch als Hauptsprache beurteilt ihre aktiven Englischkenntnisse als gut oder sehr gut; bei den passiven Kenntnissen liegt der Anteil bei 69 Prozent. Jüngere Erwachsene bewerten ihre aktiven Englischkenntnisse häufiger positiv als Ältere (65 Prozent bei 15–24 Jahren gegenüber 56 Prozent bei 25–44 Jahren). In der erwerbsfähigen Bevölkerung ohne Englisch als Hauptsprache sind gute bis sehr gute Kenntnisse in Englisch verbreiteter als in den Schweizer Landessprachen, heisst es weiter.
Das Sprachenlernen ist insgesamt weit verbreitet: Nahezu ein Viertel der Bevölkerung ab 25 Jahren lernt aktuell eine oder mehrere Sprachen. Am häufigsten vertiefen die Menschen Englisch (32 Prozent), Deutsch (22 Prozent) und Französisch (18 Prozent). Bei Deutsch und Französisch stehen berufliche Gründe im Vordergrund, bei Englisch eher Ferien und Reisen. Die Lernorte unterscheiden sich ebenfalls: Französisch wird meist in der Schule erworben (83 Prozent), während Deutschkenntnisse vor allem im Arbeitsumfeld oder in Sprachkursen aufgebaut werden (je 67 Prozent), so die Mitteilung des BFS.
