Ein neuer Schattenbericht von Oxfam und dem CARE Climate Justice Center attestiert den Industrieländern eine problematische Klimafinanzierungspraxis. Demnach floss im Jahr 2022 ein grosser Teil der öffentlichen Klimahilfen an Länder des Globalen Südens nicht als Zuschüsse, sondern als Kredite. Der Bericht beziffert den Kreditanteil auf 65 Prozent; viele Darlehen seien «nicht einmal zu vergünstigten Konditionen» vergeben worden, was die Schuldenlast armer Länder weiter erhöhe, so die Mitteilung der deutschen Organisation Oxfam. Zugleich prognostiziert Oxfam angesichts geplanter Kürzungen in der Entwicklungszusammenarbeit einen Rückgang der Klimafinanzierung auf unter 80 Milliarden US-Dollar im Jahr 2025 – nach knapp 95 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022.
Besonders kritisch fällt die Bestandsaufnahme für die am wenigsten entwickelten Länder und einkommensschwachen Inselstaaten aus. Sie erhielten in den Jahren 2021 bis 2022 nur einen kleinen Teil der Mittel, mehr als die Hälfte davon wiederum als Darlehen. Zusätzlich weist Oxfam Deutschland darauf hin, dass lediglich ein sehr kleiner Anteil der Gelder ausdrücklich der Förderung der Geschlechtergerechtigkeit diene, obwohl Frauen und Mädchen von der Klimakrise überdurchschnittlich betroffen seien.
Die politische Stimmung geht indes in eine andere Richtung: Eine repräsentative, im Mai 2025 durchgeführte Umfrage von Oxfam International und Greenpeace in 13 Ländern zeigt «grosse Mehrheiten» für höhere Abgaben auf sehr hohe Vermögen und Einkommen, wenn diese der Finanzierung öffentlicher Dienste und der Bewältigung von Klimaschäden dienen. Laut der Erhebung unterstützen breite Bevölkerungsgruppen zudem das Schliessen von Steuerschlupflöchern sowie eine Vermögensbesteuerung der Superreichen auf globaler Basis – unabhängig davon, wo Vermögen verwahrt werden. Die Gesamtauswertung und Ländervergleiche (u. a. Deutschland, Frankreich, Spanien, USA, Indien, Mexiko, Philippinen, Südafrika, Kenia) dokumentieren diese Zustimmungswerte über zahlreiche Politikfelder hinweg, von Schulen und Gesundheitsversorgung bis zu Investitionen in Klimaschutz und Resilienz.
Aus Sicht von Oxfam verfestigt das derzeitige System die Ungleichheit. «Für die reichen Länder ist die Bereitstellung von Unterstützung auch ein Geschäftsmodell, das die Länder des Globalen Südens in einem Kreislauf der Verschuldung gefangen hält und Gewinne für die Geberländer erzeugt. Das verschärft die globale Ungleichheit», sagt Jan Kowalzig, Referent für Klimapolitik und Co-Autor des Berichts. Er und Partnerorganisationen fordern, Zusagen nicht nur einzuhalten, sondern die Unterstützung bis 2035 stufenweise auf mindestens 300 Milliarden US-Dollar pro Jahr anzuheben – vorrangig als Zuschüsse, um weitere Verschuldung zu vermeiden. Als zusätzliche Einnahmequellen werden unter anderem Abgaben auf sehr grosse Vermögen und auf Gewinne der fossilen Energiewirtschaft genannt.
Die Umfrage von Oxfam International und Greenpeace stützt diese Linie kommunikativ: In der Gesamtschau finden Massnahmen wie höhere Steuern für Superreiche zur Finanzierung von Schulen, Spitälern, Hilfen nach Klimakatastrophen, Investitionen in erneuerbare Energien oder Gebäudedämmung deutliche Mehrheiten. Auch für strengere Regeln gegen Steuervermeidung internationaler Konzerne und sehr Vermögender sprechen sich Mehrheiten in fast allen untersuchten Ländern aus.
