Rekordauslastung in Zürcher Notschlafstellen – Pfuusbus zählt so viele Übernachtungen wie noch nie

24. Apr. 2025

Die Wintersaison 2024/25 brachte dem Zürcher Pfuusbus eine nie dagewesene Zahl an Übernachtungen – die Nachfrage nach Schutz vor Kälte und Obdachlosigkeit ist massiv gestiegen.

Mit dem Ende der Wintersaison am 22. April zieht die Zürcher Notschlafstelle Pfuusbus eine eindrückliche Bilanz: Noch nie suchten so viele Menschen in den kalten Monaten dort Schutz wie in diesem Winter, so das Sozialwerk Pfarrer Sieber in einer Mitteilung. Zwischen dem 15. November 2024 und dem Saisonende verzeichnete der Pfuusbus demnach 7’795 Übernachtungen – das sind rund 1’300 mehr als im Vorjahr. Insgesamt nutzten 286 verschiedene Personen das Angebot, ebenfalls ein Höchstwert.

Auch das Iglu, die separate Notunterkunft für obdachlose Wanderarbeiter, war stark frequentiert. Dort wurden 4’697 Übernachtungen von 564 Menschen gezählt. In beiden Einrichtungen zeigt sich ein kontinuierlicher Trend: Die Zahl der Schutzsuchenden steigt, ebenso wie deren Betreuungsbedarf.

Der Pfuusbus verfügt eigentlich über 44 Schlafplätze – die durchschnittliche Belegung lag aber bei 49 Personen pro Nacht, so die Mitteilung weiter. In Spitzenzeiten, wie in der Nacht vom 24. auf den 25. März, wurden sogar 65 Gäste aufgenommen. Zusätzliche Matratzen wurden zwischen die Betten und ins Aufenthaltszelt gelegt, um allen ein Nachtlager zu bieten.

Die Herausforderung endet nicht bei der reinen Unterbringung. Wie die Mitteilung betont, hat sich auch in diesem Winter fortgesetzt, dass immer mehr Obdachlose neben ihrer Wohnungsnot mit Suchtproblemen oder psychischen Erkrankungen zu kämpfen haben. Die Betreuung dieser Menschen sei «höchst anspruchsvoll», heisst es, und dennoch sei die Saison ohne aussergewöhnliche Zwischenfälle verlaufen – ein Verdienst des engagierten Pfuusbus-Teams.

Unklar bleibt, warum die Zahl der Übernachtungen gegenüber dem Vorjahr so deutlich angestiegen ist, so die Mitteilung weiter. Auffällig sei jedoch, dass mehr Menschen als früher von Gemeinden und Kliniken an die Notschlafstelle verwiesen wurden. Politische Gemeinden sähen sich aufgrund der allgemeinen Wohnungsknappheit mit steigender Nachfrage konfrontiert, verfügten aber nicht über genügend Notwohnungsplätze. Kliniken wiederum entliessen oft psychisch auffällige Personen, ohne eine Anschlusslösung bereitstellen zu können.

Nicht alle Obdachlosen finden den Weg in die Notschlafstellen. Einige meiden diese Orte bewusst – aus Angst vor Enge oder anderen Menschen, andere kennen die Angebote schlicht nicht. Deshalb war auch in dieser Saison die sogenannte Kältepatrouille der Stiftung unterwegs. Zusätzlich zur regulären Gassenarbeit tagsüber und der mobilen Gassenarbeit der Stadt suchten diese Teams nachts obdachlose Menschen im gesamten Stadtgebiet auf. Sie informierten über medizinische und soziale Angebote, begleiteten auf Wunsch zu Unterkünften oder gaben wärmende Kleidung und Schlafsäcke aus.