Schon vor Ukraine: Schweizer Bevölkerung gewichtet Sicherheit höher als Freiheit

22. Jun 2022

Im Januar 2022 gewichtete die Schweizer Stimmbevölkerung Sicherheit höher als Freiheit, fühlte sich sicher und hatte grosses Vertrauen in Institutionen, so eine aktuelle Befragung des Bundes. Aufgrund des Ukraine-Krieges wird jedoch nachbefragt.

Stimmbürgerinnen und Stimmbürger haben im Januar 2022 Sicherheit höher als Freiheit gewichtet (57 Prozent, +1 gegenüber 2018). Der Anteil derjenigen, die Freiheit höher als Sicherheit gewichten, ist gegenüber 2018 signifikant gesunken (45%, -9). Im Vergleich zu 2008 sind die Befragten weniger stark der Meinung, dass der Staat immer mehr Aufgaben übernehmen muss (50%, -7 Pp). Die Auffassung, «in der Schweiz sind wir bald soweit, dass sich der Staat überall einmischt, alles reglementiert und die Freiheit des einzelnen verloren geht», ist gegenüber 2007 ebenfalls gesunken. Dies sind gemäss Medienmitteilung Ergebnisse der aktuellen Sicherheitsstudie der Militärakademie und des Center for Security tudies der ETH Zürich.

Das Vertrauen in ausgewählte Institutionen ist demnach unverändert gross (10er-Skala, 1 = «kein Vertrauen», 10 = «volles Vertrauen»). Die ersten Plätze belegen nach wie vor die Polizei (7.9, ±0.0), die Wissenschaft (7.8, ±0.0), die Gerichte (7.6, ±0.0) und der Bundesrat (7.3, ±0.0). Neuerdings belegt die Wirtschaft (7.0, +0.1) vor dem Parlament (6.8, -0.1) den fünften Rang, gefolgt von der Armee (6.7, -0.1). Den politischen Parteien (5.5, -0.1) und den Medien (5.4, -0.1) vertraut die Stimmbevölkerung am wenigsten.

Mit 94% (-1 Prozentpunkte) ist das allgemeine Sicherheitsempfinden Anfang 2022 bei der Schweizer Stimmbevölkerung unverändert hoch gewesen. Der Zukunftsoptimismus in Bezug auf die Schweiz ist gegenüber 2021 signifikant gestiegen (86%, +3 Pp). Die pessimistische Einschätzung hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung der weltpolitischen Lage blieb statistisch unverändert bestehen (68%, +3 Pp).

Die Stimmbevölkerung hält auch im Januar 2022 fast einstimmig an der Neutralität fest (97%, +1 Pp). Aussenpolitisch zeigt sie sich unverändert und wenig öffnungsbereit, so die Mitteilung. Während der vermehrten Konfliktvermittlung (75%, +4 Pp), der Entwicklungshilfe (66%, +1 Pp) und einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit der EU (83%, ±0 Pp) mehrheitlich zugestimmt wird, wird auch im Januar 2022 ein Beitritt zur EU (16%, +3 Pp) oder zur NATO (26%, +1 Pp) abgelehnt. Auch wenn Kooperationen mit der UNO signifikant weniger stark unterstützt werden, liegen diese immer noch klar im Mehrheitsbereich.

Aufgrund des Ukraine-Krieges wurde laut Mitteilung eine Nachbefragung durchgeführt. Diese soll Aufschluss darüber geben, ob sich die Einstellung der Bevölkerung geändert hat. Die repräsentative Nachbefragung fand zwischen dem 30. Mai und dem 17. Juni 2022 bei rund 1000 Stimmberechtigten statt und die Resultate werden im Sommer vorgestellt werden.