Schweiz muss angesichts weltweiter Mehrfachkrise “dringend handeln”

5. Jul 2022

Um im globalen Süden eine Hungersnot zu verhindern, muss die Schweiz dringend handeln, so Caritas Schweiz in einem neuen Positionspapier.

Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine habe einmal mehr deutlich gemacht, welch empfindliche Abhängigkeiten in unserem Weltwirtschaftssystem existiere, so Caritas Schweiz in einer Medienmitteilung.

Die Krisenanfälligkeit zeige sich auf dramatische Weise beim internationalen Ernährungssystem und treffe vor allem die Menschen im Globalen Süden. Durch den Krieg verursachte Preissteigerungen bei Getreide, fossilen Treibstoffen und Düngemitteln hätten die Ernährungssituation in armen Ländern massiv verschärft, wie eine Umfrage von Caritas Schweiz in 20 ihrer Einsatzländer zeige. Viele dieser Länder seien bereits zuvor von der COVID-19-Pandemie wirtschaftlich betroffen gewesen, seien hoch verschuldet und kämpften mit den existenzbedrohenden Folgen der Klimakrise.

Caritas fordert von Bund und Parlament kurz- und langfristige Massnahmen, um die Ernährungssouveränität der Länder des Globalen Südens zu erhöhen und ihre Abhängigkeiten abzubauen. Der Beitrag für das Welternährungsprogramm müsse in diesem Jahr mindestens gleich hoch sein wie 2021, das heisst rund 100 Millionen CHF. Um eine kurzfristige Eskalation der Hungerkrise zu verhindern, solle der Betrag erhöht und so rasch wie möglich bereitgestellt werden. Darüber hinaus solle sich die Schweiz und ihre Diplomatie auf internationaler Ebene verstärkt dafür einsetzen, dass die durchRussland blockierten Getreidevorräte in der Ukraine möglichst rasch exportiert werden können.

Auch langfristig müsse die Schweiz mehr finanzielle Mittel zu Verfügung stellen, um die humanitäre Arbeit und die weltweite Bekämpfung der Klimakrise voranzubringen. Die Schweiz habe bisher weder in der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit noch bei der internationalen Klimafinanzierung ihre Verpflichtungen und Zusagen eingelöst. Dies gelte es nun unbedingt nachzuholen. Caritas Schweiz fordert daher konkret, dass die Schweiz ihre jährlichen Ausgaben für die öffentliche Entwicklungszusammenarbeit auf 1 Prozent des Bruttonationaleinkommens erhöht.

Ein weiteres Ziel müsse die Entschuldung von armen Ländern sein, so die Mitteilung weiter. Der Schweiz stünden viele Wege offen, finanzielle Entlastung zu gewähren. Eine effiziente und rasch umsetzbare Möglichkeit sei, dass die Schweiz ihre sogenannten Sonderziehungsrechte beim Internationalen Währungsfonds (IWF) weitergebe. Auf diesem Weg könnten Währungsreserven, welche die Länder vom IWF zugeteilt bekommen, gegen ausländische Devisen eingetauscht werden. Finanzschwache Staaten würden dadurch dringend notwendige Liquidität erhalten und ihr finanzieller Handlungsspielraum würde erhöht. Die Schweiz könne es finanziell verkraften, ihre Sonderziehungsrechte armen Ländern zur Verfügung zu stellen, die jetzt von der Krise besonders betroffen seien.