Schweizer Haushalte produzieren jährlich fast neun Milliarden Stück Plastikmüll

14. Mai 2025

Eine Zählaktion zeigt das Ausmass des häuslichen Plastikabfalls und fordert Politik sowie Handel zum Handeln auf.

Die nationale Kampagne «The Big Plastic Count» hat laut einer gemeinsamen Mitteilung von Gallifrey Foundation, Plastic Free Campus, Greenpeace Schweiz und Earth Action for Impact die Plastikmengen in Schweizer Haushalten erstmals breit erhoben. Zwischen dem 4. und 10. März verfolgten 4498 Haushalte sowie 595 Schulklassen jeden ihrer Abfälle; insgesamt nahmen 11 586 Personen aus allen 26 Kantonen teil.

Innerhalb dieser Woche landeten 215 463 Plastikteile im Abfall, was rund 2,7 Stück pro Person und Tag entspricht. Hochgerechnet ergibt das beinahe neun Milliarden Plastikteile pro Jahr. Lebensmittel- und Getränkeverpackungen machen mit 83 Prozent den Löwenanteil aus, gefolgt von Reinigungs‑ und Hygieneartikeln (8 Prozent) sowie sonstigen Verpackungen wie Luftpolsterfolien (9 Prozent). Weiche Kunststoffe für Lebensmittel allein stehen für 46 Prozent des Gesamtvolumens.

Die Bilanz zur Entsorgung fällt ernüchternd aus: Weniger als 0,01 Prozent des gezählten Plastiks werden wiederverwertet, 73 Prozent enden in Schweizer Kehrichtverbrennungsanlagen, 22 Prozent werden ins Ausland exportiert und nur 5 Prozent tatsächlich recycelt. Laut den Autorinnen und Autoren der Erhebung zeige dies eine «massive Lücke zwischen Umweltzielen und Realität».

Auch die begleitende Umfrage spiegelt den Wunsch nach Veränderung: 91 Prozent der Teilnehmenden sehen Markenherstellerinnen, Markenhersteller und den Detailhandel in der Pflicht, plastikfreie Alternativen zu bieten; 86 Prozent finden das aktuelle Angebot unzureichend. Zudem äussern 95 Prozent Sorgen über gesundheitliche Risiken von Plastik und Zusatzstoffen, vor allem für Kinder und künftige Generationen, so die Meldung.

«Die Beteiligung hat unsere Erwartungen übertroffen», erklärt die Gallifrey Foundation und spricht von einer «nicht akzeptablen Überdosis an Plastik». Julien Boucher von Earth Action for Impact warnt, selbst hohe Recyclingquoten würden den nationalen Fussabdruck kaum verringern. Joëlle Hérin von Greenpeace Schweiz fordert deshalb «drastische Reduktionen der Plastikproduktion» sowie Transparenz über Verpackungsinhalte und ein Verbot gefährlicher Stoffe, einschliesslich in recyceltem Material.

Vom 5. bis 14. August 2025 tagt in Genf der zwischenstaatliche Verhandlungsausschuss für ein globales Plastikabkommen, und bereits im Juni soll eine revidierte Schweizer Verpackungsverordnung in die Vernehmlassung gehen. Die beteiligten Organisationen hoffen, dass die frischen Zahlen den Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern Rückenwind für ambitionierte Regelungen geben.