Stillstand bei Hungerbekämpfung: Welthunger-Index zeigt Weltgemeinschaft in der Pflicht

13. Okt. 2025

Der Welthunger-Index 2025 verzeichnet nur minimale Fortschritte – Kriege, Klimakrise und fehlender politischer Wille bremsen die Bekämpfung von Hunger weltweit.

Die deutsche Welthungerhilfe hat gemeinsam mit Partnern den 20. Welthunger-Index (WHI) vorgestellt – mit ernüchternder Bilanz. Demnach stagniert die globale Entwicklung seit Jahren: Der weltweite WHI-Wert liegt 2025 bei 18,3 Punkten und damit nur knapp unter dem Wert von 2016 (19,0). Das Ziel „Zero Hunger“ bis 2030 rückt in weite Ferne. Bei unverändertem Tempo würden 56 Länder bis 2030 kein niedriges Hungerniveau erreichen; global wäre dies erst 2137 der Fall, so die Auswertung.

Insgesamt wurden 136 Länder erfasst; in sieben Ländern wird der Hunger als „sehr ernst“ eingestuft – darunter Burundi, die Demokratische Republik Kongo, Haiti, Jemen, Madagaskar, Somalia und der Südsudan. In weiteren 35 Ländern ist die Lage „ernst“. Besonders betroffen bleiben Afrika südlich der Sahara und Südasien. Gleichzeitig zeigen Beispiele wie Mosambik, Ruanda, Somalia, Togo und Uganda, dass entschlossene Politik und Investitionen Fortschritte ermöglichen.

Als stärkster Treiber gelten gewaltsame Konflikte: 2024 lösten Kriege 20 Ernährungskrisen aus und trafen fast 140 Millionen Menschen. Die Lage in Gaza und im Sudan illustriert die Zerstörung von Lebensgrundlagen und den verwehrten Zugang zu Hilfe; die Zahl der Menschen in Hungersnot hat sich gegenüber 2023 verdoppelt. Parallel verstärken wirtschaftliche Schocks und der Rückgang internationaler Hilfsgelder die Not, während Militärausgaben stark anstiegen.

Die Klimakrise wirkt als Dauerbelastung: 2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, Extremwetter zerstört Ernten und Fischerei zunehmend. Frühwarn- und Datensysteme geraten unter Druck; Datenlücken in besonders betroffenen Kontexten verschleiern das tatsächliche Ausmass des Hungers – ein gefährlicher Teufelskreis, da unsichtbare Bedarfe unversorgt bleiben.

Die Pressemitteilung der deutschen Welthungerhilfe betont den Handlungsbedarf auch politischer Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger in Europa. „Allein im letzten Jahr lösten Kriege 20 akute Hungerkrisen weltweit aus, die fast 140 Millionen Menschen betrafen“, so Marlehn Thieme, Präsidentin der Welthungerhilfe. Angesichts gekürzter Budgets fordert sie, geplante Einschnitte bei der humanitären Hilfe zurückzunehmen.

Gleichzeitig erinnert die Organisation daran, dass Fortschritte möglich sind, wenn gute Regierungsführung, Rechtsrahmen – etwa das verankerte Recht auf Nahrung – und langfristige Investitionen zusammenkommen. „Nur durch gute Regierungsführung und förderliche politische, soziale und wirtschaftliche Rahmenbedingungen können wir nachhaltige Fortschritte im Kampf gegen Hunger erzielen“, betont Generalsekretär Mathias Mogge; nötig seien widerstandsfähige Ernährungssysteme, internationales Engagement und entschlossenes Handeln gegen Kriege.

Der WHI formuliert entsprechende Empfehlungen: Niemanden zurücklassen, klimaresiliente Landwirtschaft fördern, Finanzierung aus diversifizierten Quellen sichern, nationale Verantwortung stärken, lokale Umsetzung priorisieren und den Kreislauf von Konflikten und Hunger rechtlich wie praktisch durchbrechen. Diese Schritte zielen auf messbare, kontextspezifische Massnahmen – von Schulspeisungen über soziale Sicherung bis zur Stärkung lokaler Regierungsführung sowie von Frauen und jungen Menschen.