Bis 1981 wurden im Rahmen der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen viele Kinder und Jugendliche auf Bauernhöfen als billige Arbeitskräfte verdingt, in streng geführte Heime oder in geschlossene Einrichtungen gesperrt und in Pflegefamilien untergebracht, so die Berner Fachhochschule Soziale Arbeit in einem Beitrag. Viele hätten dabei grosses Leid und Unrecht erlitten.
Die Fachhochschule ist in einer Untersuchung im Rahmen eines Nationalen Forschungsprojekts der Frage nachgegangen, wie sich biografische Erfahrungen der direkt betroffenen Menschen auf das Leben ihrer Kinder ausgewirkt hat. Dabei habe eine Vielzahl der Interviewten Nachkommen von einer belasteten Kindheit berichtet.
So sei von körperlicher, psychischer oder sexueller Gewalt berichtet worden, der die Kinder ausgesetzt gewesen seien. Dazu sei soziale Isolation gekommen, hervorgerufen durch Armut, viele Umzüge oder durch die Kluft zwischen der bürgerlichen Familienfassade und der Realität.
Berichtet worden sei ausserdem von Beziehungen zu den Eltern, die durch starke Mitleids- oder Schuldgefühle geprägt gewesen seien, von Elternrollen, die als Kinder übernommen werden mussten, von belastenden Nähe-Distanz-Erfahrungen mit den Eltern, bis hin zu erneuten Fremdplatzierungen und damit einhergehenden Abwertungserfahrungen.
Die Untersuchung habe gezeigt, dass man es bei den Nachkommen mit einer zusätzlichen Gruppe Betroffener zu tun habe, über die bislang nicht gesprochen worden sei. Dies müsse ins Bewusstsein des öffentlichen Aufarbeitungsdiskurses rücken, so die Fachhochschule.
Mit einer Online-Veranstaltung werden die Schlussergebnisse des NFP-Projekts am 30. Juni 2022 von 17.30 – 19.30 vorgestellt.