Studie: Wie beeinflusst die Finanzindustrie das Leben von Kindern?

7. Nov 2024

Eine neue Studie von UNICEF Schweiz und Liechtenstein und UN Global Compact Network Switzerland & Liechtenstein untersucht, inwiefern Banken, Vermögens- und Anlageverwalter sowie Versicherungsgesellschaften in der Schweiz und in Liechtenstein das Leben von Kindern beeinflussen und einen Beitrag zur Wahrung ihre Rechte leisten können.

Finanzinstitute treffen Entscheidungen über Kreditvergabe, Investitionen und Risikoübernahme, die sich auf Unternehmen in jedem Sektor auswirken, so das UN-Kinderhilfswerk Unicef in einer Medienmitteilung.

Aufgrund ihrer globalen Reichweite und der Vielfalt der Branchen könnten sich diese Entscheide in vielerlei Hinsicht auch auf Kinder auswirken, so die Mitteilung. Beispiele für positive Auswirkungen umfassten die Verbesserung von Lebensbedingungen oder der Gesundheit von Kindern durch das Angebot nachhaltiger oder thematischer Anlageprodukte oder Sparkonten für Kinder.

Negativ wirke sich aus, dass die Finanzunternehmen Kredite an Unternehmen vergeben, die ihren Mitarbeitenden keinen existenzsichernden Lohn bezahlen, sie in Unternehmen investieren, die Kinder für gefährliche Arbeiten beschäftigen oder Projekte versichern, die die Umsiedlung von ganzen Gemeinschaften erfordern, einschliesslich Kindern, so Unicef weiter.

Die vorliegende Studie sei die erste Erhebung, die untersuche, wie die Hauptakteure der Schweizer und Liechtensteiner Banken, Vermögensverwalter und Versicherungsgesellschaften das Leben von Kindern beeinflussten und wie diese Finanzinstitute die Rechte der Kinder wahren könnten.

Die Studie konzentriert sich laut Mitteilung auf das Kredit-, Anlage- und Versicherungsgeschäft und solle mitunter das Bewusstsein für die Verantwortung der Unternehmen zur Achtung und Förderung der Kinderrechte schärfen.

Die meisten der 30 Finanzinstitute in der Schweiz und in Liechtenstein, die in dieser Studie untersucht wurden, anerkennen ihre Verantwortung für die Einhaltung der Menschenrechte, heisst es weiter. Allerdings seien sie sich der Rechte von Kindern, die über das Thema Kinderarbeit hinausgehen, nicht ausreichend bewusst und ergritfen keine genügenden Massnahmen, um sie zu schützen.

Die Analyse weise darauf hin, dass die Rechte von Kindern häufig als eine Untergruppe der Menschenrechte in globalen Lieferketten betrachtet würden. Der derzeitige Ansatz sei weitgehend reaktiv und beschränke sich häufig auf Risikomanagementverfahren und den Ausschluss von Kinderarbeit innerhalb der Lieferketten.

Auch würden Kinderrechte als nicht ausreichend materiell für den Finanzsektor angesehen und stünden dazu in Konkurrenz zu anderen Nachhaltigkeitsthemen, denen die Finanzinstitute mehr Aufmerksamkeit schenkten, wie Klimawandel, Biodiversität oder Diversität.

Trotz dieser Einschränkungen seien Finanzinstitute gut positioniert, ihre positive Wirkung auf Kinder deutlich zu verstärken, so Unicef. Dazu könnten sie Kinderrechte in ihre Governance, ihre Strategie sowie in die doppelte Materialitätsanalysen einbeziehen, Kinder in ihrer Planung für eine gerechte Klima-Transition berücksichtigen, einen aktiveren Dialog mit Kundinnen und Kunden sowie investierten Unternehmen führen und sich an Multi-Stakeholder-Initiativen beteiligen.