Die Klimakrise und die weltweite Geschlechterungleichheit bilden laut UN‑Women eine gefährliche Doppelbedrohung. „Die Klimakrise ist nicht ‚gender neutral‘“, heisst es in dem Beitrag, der anlässlich des Internationalen Frauentags die zentralen Schnittstellen zwischen Klimawandel und Frauenrechten beleuchtet.
Die Autoren verweisen darauf, dass Frauen und Mädchen in vielen Ländern stärker von natürlichen Ressourcen abhängig sind, zugleich aber weniger Kontrolle darüber haben. Wenn Dürren oder Überschwemmungen Ernten vernichten, lasten Nahrungssicherung, Wasserbeschaffung und Brennholzsuche meist auf ihren Schultern – mit Folgen bis in die Bildung: Mädchen müssten die Schule verlassen, um ihre Mütter zu unterstützen, so UN Women.
Das Papier bezeichnet den Klimawandel als „Threat Multiplier“, der soziale, politische und ökonomische Spannungen verschärft, besonders in konfliktgefährdeten Regionen. Frauen seien dort nicht nur häufiger von geschlechtsspezifischer Gewalt, Menschenhandel oder Frühverheiratung bedroht, sondern überleben Naturkatastrophen seltener als Männer, weil Informationen, Mobilität und Zugang zu Rettungsstrukturen ungleich verteilt seien. Nach Katastrophen erhielten sie zudem weniger Unterstützung, was die Spirale der Verwundbarkeit weiterdrehe.
Auch gesundheitliche Risiken nehmen demnach zu: Extreme Hitze steigere die Gefahr von Totgeburten, und sich ausbreitende Vektorkrankheiten wie Malaria oder Dengue wirkten sich negativ auf die Mutter‑Kind‑Gesundheit aus. Gleichzeitig verlieren Frauen in dürregeplagten Regionen als Erste Mahlzeiten, um Familienmitglieder zu versorgen. In Kenias Turkana‑County etwa stünden viele nach Jahren unzureichenden Regens „am Rand ihrer Bewältigungskapazität“.
Die Auswirkungen differieren jedoch stark, so die Meldung. Indigene und afrostämmige Frauen, ältere Frauen, LGBTIQ+‑Personen, Frauen mit Behinderungen, Migrantinnen sowie Bewohnerinnen ländlicher und konfliktanfälliger Gebiete seien mehrfach gefährdet. Aktivistinnen wie die thailändische Menschenrechtsverteidigerin Matcha Phorn‑In warnen, dass humanitäre Programme „heteronormativ“ blieben, solange sie sexuelle und geschlechtliche Vielfalt ignorierten. Und die brasilianische Umweltrassismus‑Expertin Dandara Rudsan erinnert: „Im Amazonas bedeutet die Verteidigung der Menschenrechte den täglichen Kampf um das Überleben der Menschen und des Regenwaldes zugleich.“
UN Women betont, dass Frauen nicht nur Opfer, sondern Schlüsselakteurinnen der Lösung seien. Eine Stärkung ihrer Rechte, ihrer politischen Teilhabe und ihres Zugangs zu Ressourcen sei Voraussetzung für wirksamen Klimaschutz. Wer soziale Bewegungen von Frauen im Amazonas finanziere, finanziere zugleich das Überleben des Regenwaldes, so der Text.