Weniger Angst vor Stellenverlust, mehr Stress

22. Nov 2022

Eine Beschäftigung im Gesundheits- und Sozialwesen, eine körperliche Tätigkeit und eine stark ausgeprägte Hierarchie im Unternehmen bringen kritische Arbeitsbedingungen mit sich, so das aktuelle Barometer Gute Arbeit. Nach wie vor zeige sich eine mangelhafte Sensibilität gegenüber Lohngleichheit.

Nur 11 Prozent der Arbeitnehmenden machen sich unmittelbare Sorgen um ihren Arbeitsplatz, so wenige wie noch nie seit Beginn der Erhebungen 2015, so Travail Suisse in einer Medienmitteilung zum gemeinsam mit der Berner Fachhochschule veröffentlichten Barometer Gute Arbeit.

54 Prozent würden bei der Weiterbildung durch ihre Arbeitgeber gefördert, dies seien 5,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Bei tiefer Qualifizierten und Teilzeitarbeitenden bestehe jedoch weiterhin grosses Verbesserungspotenzial.

Stress hat sich laut Mitteilung in den letzten Jahren als grösstes Problem der Arbeitswelt manifestiert. So habe der Anteil gestresster Arbeitnehmender von 37,8 auf 43 Prozent zugenommen. Für zwei Drittel der Arbeitnehmenden gehöre mindestens gelegentliches Arbeiten in der Freizeit zur Realität, um die Arbeitsanforderungen zu erfüllen und ein Drittel ziehe einen Stellenwechsel aufgrund des Stresses in Betracht.

Das Gleichstellungsgesetz verpflichtet Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitenden zu einer Lohnanalyse und einer entsprechenden Information gegenüber ihren Angestellten. Wenige Monate vor Ablauf dieser Frist am 30. Juni 2023 bestätigen laut Mitteilung hingegen lediglich 25.2 Prozent der Arbeitnehmenden in den vom Gesetz betroffenen Unternehmen mit über 100 Mitarbeitenden eine solche Kommunikation. Das Barometer Gute Arbeit belege, dass das Gleichstellungsgesetz von vielen Unternehmen erst mangelhaft umgesetzt werde.

In der Untersuchung würden auch übergeordnete Merkmale für problematische Arbeitsbedingungen erfasst, so die Mitteilung weiter. So wirkten sich körperliche Tätigkeiten oder zu starre Hierarchien durchs Band negativ auf die Beurteilung der Qualität der Arbeitsbedingungen aus. Auffallend seien die Effekte im Gesundheits- und Sozialwesen, Arbeitnehmende dieser Branchen beurteilten die Arbeitsbedingungen schlechter als in den übrigen Branchen.

Die aktuelle Teuerung sei für die Arbeitnehmenden eine starke Belastung. Ein Verlust der Kaufkraft sei für die Arbeitnehmenden schmerzhaft und stelle ein volkswirtschaftliches Risiko dar. Es brauche deshalb Lohnerhöhungen zur Kompensation der Preissteigerungen, so die Mitteilung.