Finanzinstitute treffen Entscheidungen über Kreditvergabe, Investitionen und Risikoübernahme, die sich auf Unternehmen in jedem Sektor auswirken, so das UN-Kinderhilfswerk Unicef in einer Medienmitteilung.
Aufgrund ihrer globalen Reichweite und der Vielfalt der Branchen könnten sich diese Entscheide in vielerlei Hinsicht auch auf Kinder auswirken, so die Mitteilung. Beispiele für positive Auswirkungen umfassten die Verbesserung von Lebensbedingungen oder der Gesundheit von Kindern durch das Angebot nachhaltiger oder thematischer Anlageprodukte oder Sparkonten für Kinder.
Negativ wirke sich aus, dass die Finanzunternehmen Kredite an Unternehmen vergeben, die ihren Mitarbeitenden keinen existenzsichernden Lohn bezahlen, sie in Unternehmen investieren, die Kinder für gefährliche Arbeiten beschäftigen oder Projekte versichern, die die Umsiedlung von ganzen Gemeinschaften erfordern, einschliesslich Kindern, so Unicef weiter.
Die vorliegende Studie sei die erste Erhebung, die untersuche, wie die Hauptakteure der Schweizer und Liechtensteiner Banken, Vermögensverwalter und Versicherungsgesellschaften das Leben von Kindern beeinflussten und wie diese Finanzinstitute die Rechte der Kinder wahren könnten.
Die Studie konzentriert sich laut Mitteilung auf das Kredit-, Anlage- und Versicherungsgeschäft und solle mitunter das Bewusstsein für die Verantwortung der Unternehmen zur Achtung und Förderung der Kinderrechte schärfen.
Die meisten der 30 Finanzinstitute in der Schweiz und in Liechtenstein, die in dieser Studie untersucht wurden, anerkennen ihre Verantwortung für die Einhaltung der Menschenrechte, heisst es weiter. Allerdings seien sie sich der Rechte von Kindern, die über das Thema Kinderarbeit hinausgehen, nicht ausreichend bewusst und ergritfen keine genügenden Massnahmen, um sie zu schützen.
Die Analyse weise darauf hin, dass die Rechte von Kindern häufig als eine Untergruppe der Menschenrechte in globalen Lieferketten betrachtet würden. Der derzeitige Ansatz sei weitgehend reaktiv und beschränke sich häufig auf Risikomanagementverfahren und den Ausschluss von Kinderarbeit innerhalb der Lieferketten.
Auch würden Kinderrechte als nicht ausreichend materiell für den Finanzsektor angesehen und stünden dazu in Konkurrenz zu anderen Nachhaltigkeitsthemen, denen die Finanzinstitute mehr Aufmerksamkeit schenkten, wie Klimawandel, Biodiversität oder Diversität.
Trotz dieser Einschränkungen seien Finanzinstitute gut positioniert, ihre positive Wirkung auf Kinder deutlich zu verstärken, so Unicef. Dazu könnten sie Kinderrechte in ihre Governance, ihre Strategie sowie in die doppelte Materialitätsanalysen einbeziehen, Kinder in ihrer Planung für eine gerechte Klima-Transition berücksichtigen, einen aktiveren Dialog mit Kundinnen und Kunden sowie investierten Unternehmen führen und sich an Multi-Stakeholder-Initiativen beteiligen.
Von den Unternehmen, einschließlich der Finanzinstitute, werd erwartet, dass sie die Rechte der Kinder respektierten, so wie von ihnen erwartet werde, dass sie die Menschenrechte einhielten, so die Studie. Dies bedeute, dass sie proaktive Schritte unternehmen müssten, um negative Auswirkungen auf das Leben, die Gesundheit, das Wachstum und das Wohlergehen von Kindern zu vermeiden. Unternehmen seien dafür verantwortlich, dass ihre Handlungen und Produkte Kindern nicht schaden, und sie sollten sich bemühen, die Entwicklung und Sicherheit von Kindern zu fördern.
Die umfassendste Erklärung der Kinderrechte im internationalen Recht ist die Konvention der Vereinten Nationen über die Rechte des Kindes, die 1989 verabschiedet wurde und seit 1990 in Kraft ist, so die Studie Die von 196 Ländern unterzeichnete Konvention enthält 54 Artikel, die sich mit Rechten in Bezug auf verschiedene Aspekte des Lebens eines Kindes befassen, wie z. B. bürgerliche, politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte. Die Regierungen seiend verpflichtet, dafür zu sorgen, dass Kinder ihre Rechte wahrnehmen könnten, z. B. den Zugang zu medizinischer Versorgung, sauberem Wasser und einer sicheren Umgebung, und Kinder vor wirtschaftlicher Ausbeutung und gefährlicher Arbeit zu schützen, die ihre Bildung behindere.
Die Finanzindustrie spielt eine entscheidende direkte und indirekte Rolle bei der Gestaltung des Lebens und der Zukunft von Kindern. so die Studie. Banken, Vermögensverwalter und Versicherungsgesellschaften hätten durch ihre Kreditvergabe, Investitionen und Emissionsgeschäfte bedeutenden Einfluss.
Zwar hätten diese Institutionen Fortschritte bei der Anerkennung ihrer umfassenderen Verantwortung in Bezug auf die Menschenrechte gemacht, doch fehle es ihnen noch immer an einer umfassenden Integration der Rechte von Kindern in ihre Strategien und Tätigkeiten. Der derzeitige Ansatz des Finanzsektors in Bezug auf Kinder sei weitgehend reaktiv, die Rechte der Kinder gingen jedoch weit über diesen engen Fokus hinaus und umfassten ein breites Spektrum an Themen wie Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und einer sicheren Umgebung, die durch die Entscheidungen der Finanzinstitute beeinflusst werden könnten.
Eine kritische Herausforderung sei, dass die Rechte von Kindern als weniger wichtig angesehen würden als Nachhaltigkeitsthemen wie Klimawandel oder Biodiversität. Diese Wahrnehmung werde durch knappe Daten und begrenzte Ressourcen noch verstärkt, was es der Finanzindustrie erschwere, die Berücksichtigung der Kinderrechte in allen Geschäftsabläufen, Produkten und Dienstleistungen zu verankern.
Mit Blick auf die Zukunft zeige die Studie Möglichkeiten für Finanzinstitute auf, eine proaktivere Haltung einzunehmen, indem sie bei ihren Geschäftstätigkeiten einen kinderfreundlichen Ansatz verfolgen. Dieser Ansatz würde es den Instituten ermöglichen, nicht nur potenziellen Schaden zu minimieren, sondern auch durch gezielte Investitionen und Produkte aktiv zur Verbesserung des Lebens von Kindern beizutragen. Die Empfehlungen dienten als Fahrplan für Finanzinstitute, um ihr Engagement für die Rechte von Kindern zu verstärken.