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“Wir befinden uns in einem lernenden System”

Apr 14, 2020 | Aktuelles - Corona, Archiv, Gesundheitliche Versorgung

Corona weckt existentielle Ängste, sagt die Palliative Care-Leiterin des Unispitals Basel Sandra Eckstein. Ein achtsamer Umgang mit den Betroffenen, Angehörigen und dem Behandlungsteam sei zentral.

Der Umstand, dass alle enorm viel über die Medien zu Corona gehört hätten, sei herausfordernd, so die Palliativmedizinerin im Interview mit der Schweizerischen Gesellschaft für Palliative Medizin. Letztlich sei jedoch vieles ungewiss, auch fehlten die Vorerfahrungen. Alles sei dynamisch, man befinde sich in einem lernenden System und müsse sich täglich auf neue Verhältnisse einstellen.

Die Pandemie sei mit sehr viel Angst und Anspannung verbunden. Neben der Symptomlast gehe es um existentielle Ängste. Ein achtsamer Umgang mit den Betroffenen, den Angehörigen und dem Behandlungsteam sei zentral.

Wichtig sei es, die Wünsche und Haltungen der Patienten kennenzulernen, ob sie beispielsweise auf eine Intensivstation verlegt und beatmet werden wollten. Für Menschen, die ausdrücklich auf intensive Therapiemassnahmen verzichteten, sei es wichtig zu wissen, dass ihre Beschwerden wie Atemnot, Schmerzen und Angst wirksam gelindert werden könnten.

Man versuche, vorbereitet zu sein. So gebe es Leitfäden zu Therapiemassnahmen und zur Entscheidungsfindung, auch habe man ein psychosoziales Corona-Care-Team gegründet. Wie hoch die Belastung sein werde, falls eine grosse Anzahl an Erkrankten entstehe, könne man momentan jedoch nur völlig unzureichend einschätzen. Ob man gut vorbereitet gewesen sei, werde man erst hinterher erfahren.