In Deutschland ist die Zahl der wohnungslosen Menschen erneut gestiegen. Laut Angaben des Statistischen Bundesamts lebten zum Stichtag 31. Januar 2025 rund 475.000 wohnungslose Menschen in Einrichtungen der Kommunen sowie der Freien Wohlfahrtspflege. Das bedeutet einen Anstieg um acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie aus einer Mitteilung der Diakonie Deutschland hervorgeht. Bereits in den Vorjahren seien die Zahlen unter anderem aufgrund verbesserter Datenmeldungen und der Aufnahme von Menschen aus der Ukraine deutlich gestiegen, so die Mitteilung weiter.
Elke Ronneberger, Bundesvorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, bezeichnet Wohnungslosigkeit als eines der drängendsten sozialpolitischen Probleme im Land. „Wir dürfen nicht hinnehmen, dass so viele Menschen in unserem Land über keine eigene Wohnung verfügen – darunter viele Familien mit Kindern. Die eigene Wohnung ist zentral für ein sicheres und selbstbestimmtes Leben. Bund und Länder müssen deshalb dafür sorgen, dass wohnungslose Menschen wieder in eigenen Wohnraum kommen – nicht nur in Notunterkünfte“, wird Ronneberger zitiert.
Zwar sei es zu begrüssen, dass mehr Mittel in den sozialen Wohnungsbau fliessen sollen, doch das reiche nicht aus, so Ronneberger. Viele wohnungslose Menschen scheiterten auf dem angespannten Wohnungsmarkt an Hürden wie Schufa-Einträgen oder Diskriminierung. „Eine soziale Wohnungspolitik muss diesen Ausschlussmechanismen aktiv entgegenwirken und gezielt Wohnungslosigkeit bekämpfen“, betont sie weiter.
Die Statistik erfasst allerdings nur Menschen, die in Einrichtungen untergebracht sind. Nicht erfasst werden Menschen, die auf der Strasse leben oder vorübergehend bei Freundinnen, Bekannten oder der Familie untergekommen sind. Auch geflüchtete Menschen, die trotz Anerkennung noch in Flüchtlingsunterkünften leben, Frauen in Frauenhäusern oder Menschen in Haftanstalten fliessen nicht in die Zahl ein. Im Wohnungslosenbericht der Bundesregierung von 2024, der auch diese Gruppen berücksichtigt, wurde eine Gesamtzahl von rund 531.600 wohnungslosen Menschen zum Stichtag 31. Januar genannt.
Um der Problematik entgegenzuwirken, hat die Bundesregierung am 24. April 2024 den Nationalen Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit beschlossen. Im Rahmen dessen wurde das Nationale Forum gegen Wohnungslosigkeit eingerichtet, in dem Bund, Länder, kommunale Spitzenverbände und Organisationen der Zivilgesellschaft an konkreten Massnahmen arbeiten, um Obdach- und Wohnungslosigkeit bis zum Jahr 2030 zu überwinden. Am 23. Januar 2025 fand in Berlin der zweite Jahreskongress des Forums statt, bei dem auch das Jahresprogramm für 2025 vorgestellt wurde.
Zudem veröffentlichte die Diakonie Deutschland gemeinsam mit dem Evangelischen Bundesfachverband Existenzsicherung und Teilhabe e.V. (EBET) sowie der Alice-Salomon-Hochschule Berlin am 26. Juni 2025 eine neue Lebenslagenuntersuchung wohnungsloser Menschen. Die repräsentative Studie unter rund 900 wohnungslosen Erwachsenen zeigt, dass sich die Lebenslagen dieser Menschen in den vergangenen Jahren weiter verschlechtert haben.
