Zürcher Landeskirche diskutiert Sozialdiakonie – verbindliche Konzepte statt Stellenquoten

27. Juni 2025

Die Evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich will die sozialdiakonische Arbeit ausbauen, lehnt jedoch fixe Stellenvorgaben ab.

Die Evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich stellt die Weichen für eine stärkere sozialdiakonische Arbeit, wobei der Weg dahin in der Sommersession der Kirchensynode zu intensiven Diskussionen führte. An derselben Sitzung wählte das Kirchenparlament Barbara Bussmann zur neuen Präsidentin und verabschiedete sowohl den Jahresbericht als auch die Jahresrechnung, wie aus einer Mitteilung hervorgeht.

Im Zentrum der Debatte stand eine Motion der religiös-sozialen Fraktion, eingebracht von Gabriela Bregenzer, mit dem Titel «Sozialdiakonie für alle». Diese forderte, dass künftig jede Kirchgemeinde über ein Mindestpensum an Sozialdiakoniestellen verfügen müsse. Bregenzer begründete dies damit, dass es etliche Kirchgemeinden gebe, die bisher ganz ohne Sozialdiakoninnen und -diakone auskommen müssten.

Der Kirchenrat wies den Vorstoss jedoch zurück. Der Durchsetzungsaufwand sei zu gross, argumentierte Kirchenrat Dominik Zehnder in der Kirchensynode. Statt verbindlicher Stellenprozente schlug der Kirchenrat vor, dass jede Kirchgemeinde künftig verpflichtet werde, ein eigenes Diakoniekonzept zu erarbeiten. Ein solches Konzept biete eine «umfassende und strukturierte Basis für die Planung und Durchführung der diakonischen Arbeit in der Gemeinde», so Zehnder. «Diakonie ist eine Haltung. Es geht um Wirkung, nicht um Stellenprozente», betonte er gemäss Mitteilung.

Dieser Vorschlag stiess in der Synode zunächst auf Skepsis. Einige Synodale wiesen darauf hin, dass die Landeskirche bereits 2012 ein Diakoniekonzept eingeführt habe, das jedoch nur bei einem Teil der Kirchgemeinden zur Erstellung eigener Konzepte geführt habe. Gleichwohl liessen sich die Mitglieder der Synode schliesslich überzeugen, dass eine Stärkung der Diakonie nicht über Quoten zu erreichen sei, und entschieden, die Motion abzuschreiben.

Auch das Postulat «Steigerung der Attraktivität des Berufs Sozialdiakon:in» zielte auf eine Aufwertung der Sozialdiakonie ab. Es forderte Verbesserungen der Arbeitsbedingungen für Sozialdiakoninnen und -diakone. Der Kirchenrat verwies dabei auf den hohen Stellenwert der Diakonie innerhalb der Landeskirche und legte dar, welche Faktoren die Qualität des Berufsfeldes Sozialdiakonie bestimmen.

Vor der Synode erläuterte Dominik Zehnder, welche Fördermassnahmen bereits existieren, wo es weiteres Entwicklungspotenzial gibt und welche konkreten Schritte im Rahmen der Legislaturziele vorgesehen seien. Dazu gehöre beispielsweise eine Überprüfung des Lohnniveaus für Sozialdiakoninnen und -diakone. Der vorberatenden Kommission reichten diese Aussagen allerdings nicht aus, weshalb sie eine Rückweisung des kirchenrätlichen Berichts beantragte. Doch auch in diesem Punkt folgten die Synodalen mit knappem Mehr nicht dem Antrag und entschieden, das Postulat abzuschreiben.